Ukrainische Flüchtlinge für Wirtschaft Ost- und Mitteleuropas unverzichtbar

Mann arbeitet im Warenlager

(Bild: Halfpoint / Shutterstock.com)

Die Ukraine kämpft an der Front und wirtschaftlich ums Überleben. Flüchtlinge sind für Ost- und Mitteleuropa unverzichtbar. Kehren sie dennoch zurück?

Die Ukraine steht vor großen Problemen: Selbst, wenn der Krieg eines Tages vorbei sein sollte, wird es dem Land schwerfallen, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen. Die zerstörte Energieinfrastruktur steht einer schnellen wirtschaftlichen Erholung im Wege, aber auch die Millionen Menschen, die vor dem Krieg ins Ausland geflohen sind. Ohne Arbeitskräfte kann keine Wirtschaft florieren.

Ukrainische Flüchtlinge: Neuanfang im Ausland oder Rückkehr ins Armenhaus?

Die ukrainischen Flüchtlinge stehen vor der Wahl, sich im Ausland ein neues Leben aufzubauen oder ins Armenhaus Europas zurückzukehren. Schon vor dem Krieg (2020) lag das Bruttoinlandsprodukt der Ukraine pro Kopf bei 3.700 US-Dollar. Damit lag das Land noch hinter dem Kosovo und war Schlusslicht in Europa. Der Krieg dürfte die Lage kaum verbessert haben – und je länger er dauert, desto unwahrscheinlicher wird eine Rückkehr der Flüchtlinge.

Daran ändert auch der Appell von Wolodymyr Selenskyj nichts. In seiner Neujahrsansprache hatte er die geflohenen Ukrainer aufgefordert, in die Heimat zurückzukehren. Sie sollen die Wirtschaft des Landes am Laufen halten und den Russen Widerstand leisten. Besonders durch das Einstellen der konsularischen Leistungen setzte Kiew die ukrainischen Männer im Ausland unter Druck, zurückzukehren.

UN-Bericht: Ukrainische Flüchtlinge in Mittel- und Osteuropa integriert

Doch das dürfte kaum von Erfolg gekrönt sein, wie ein Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und der Wirtschaftsprüfer von Deloitte zeigt, über den Bloomberg berichtet. Demnach ist ein Großteil der geflüchteten Ukrainer in den Arbeitsmärkten der mittel- und osteuropäischen Länder integriert und kaum entbehrlich.

Polen und Tschechien haben seit 2022 Hunderttausende Ukrainer aufgenommen, ihnen einen Sonderstatus und finanzielle Unterstützung gewährt. In Polen konnten sie schneller als erwartet in den Arbeitsmarkt integriert werden. Mit dem Ergebnis, dass die Ukrainer rund 80 Prozent ihres Einkommens aus Erwerbstätigkeit beziehen.

Ähnlich ist die Situation in Tschechien. Die meisten der dort lebenden 350.000 Ukrainer sind Frauen und Kinder. Von denen, die im erwerbsfähigen Alter sind, sind rund 72 Prozent erwerbstätig. Im ersten Quartal 2024 sollen sie damit fast doppelt so viel Steuern gezahlt haben, wie sie an Sozialleistungen erhalten.

Ukrainische Arbeitskräfte für Aufnahmeländer unverzichtbar

Der stellvertretende polnische Innenminister Maciej Duszczyk betonte, dass die ukrainischen Arbeitskräfte für die Wirtschaft der Aufnahmeländer unverzichtbar geworden seien. Kein Wunder also, dass Politiker von Polen bis Ungarn erklären, keine Flüchtlinge zurückzuschicken, solange der Krieg andauert.

Bereits vor dem Krieg spielten Ukrainer eine wichtige Rolle auf dem Arbeitsmarkt. Als die russische Armee 2022 angriff, kehrten viele zurück, um ihre Heimat zu verteidigen. Dieser Exodus machte sich in vielen Betrieben bemerkbar, vorwiegend im Baugewerbe und im Transportwesen. In einigen Unternehmen stellten Ukrainer fast ein Drittel der Belegschaft, sagte Jacek Piechota, Präsident der Polnisch-Ukrainischen Handelskammer, gegenüber Bloomberg.

Aber auch die Länder Ost- und Mitteleuropas erleben einen gewissen industriellen Aufschwung. Neue Auto- und Batteriefabriken entstehen, die heimischen Arbeitsmärkte sind weitgehend leer gefegt. Schon deshalb haben sie ein vitales Interesse daran, die Ukrainer im Land zu halten.