Venezuela verurteilt die Anerkennung der Rebellen in Libyen

Delegation aus Tripolis übergibt in Caracas Nachricht Gaddafis. Chávez bekräftigt Ablehnung der NATO-Angriffe

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Entgegen der Politik der USA und einiger EU-Mitgliedsstaaten hat sich die venezolanische Regierung gegen eine Anerkennung des "Übergangsrates" in Libyen ausgesprochen. Das erklärten der Präsident des südamerikanischen Landes, Hugo Chávez, und Außenminister Nicolás Maduro in gesonderten Mitteilungen.

Venezuela bekräftigt damit seine Kritik an den laufenden Bombenangriffen der NATO auf Ziele in dem nordafrikanischen Land. In den vergangenen Wochen hatten sich auch andere Staaten Lateinamerikas sowie der Karibik gegen die Angriffe auf Libyen ausgesprochen und – ebenso wie die Afrikanische Union – eine politische Lösung des Konfliktes gefordert.

Nun verlas Venezuelas Präsident Hugo Chávez bei einer Kabinettssitzung eine Botschaft des libyschen Staatschefs Muammar Al Gaddafi. Der Brief wurde von einer Delegation aus Tripolis überbracht, die in der Nacht zum Montag in Venezuela eingetroffen war. Nach Angaben des Außenministeriums in Caracas wurde die Delegation von Finanzminister Abdul Hafid Al Zleitni sowie Kommunikations- und Transportminister Hohamad Zydan geleitet. Es ist der erste direkte Kontakt zwischen beiden Staaten seit Beginn des bewaffneten Konfliktes in Libyen.

In dem Schreiben aus Tripolis bedankt sich Gaddafi bei Chávez für die Ablehnung der Angriffe durch Venezuela "und andere revolutionäre Anführer in Lateinamerika und der Karibik". Der venezolanische Präsident – der wegen einer begonnenen Chemotherapie erstmals ohne Haare live vor der Kamera erschien – bekräftigte indes die Unterstützung der Gaddafi-Führung. "Wir erkennen diese Show eines Übergangsrates natürlich nicht an", so Chávez: "Wir lehnen diese Pharisäer der EU und anderer Staaten ab, die diese Gruppe von Terroristen anerkannt hat." Mit der Anerkennung und Unterstützung der Rebellen zerstörten die Krieg führenden Staaten die Basis des Völkerrechtes, beklagte der Staatschef. "Ich habe das mehreren Präsidenten gesagt", so Chávez: "Morgen kann Ihnen das gleich widerfahren."

Vor wenigen Tagen erst hat die venezolanische Regierung Angriffe auf das libysche Staatsfernsehen verurteilt. In einer Erklärung des Außenministeriums in Caracas wurde die Bombardierung von mindestens drei Übertragungsstationen des Senders Al-Jamahiriya als "barbarischer Akt der NATO-Truppen" bezeichnet. Die Angriffe seien zudem "ein weiterer Beweis der Scheinheiligkeit der imperialistischen Mächte, die heute einen offenen Krieg gegen das libysche Volk führen, indem sie Journalisten töten und Medien zerstören". Bei dem Angriff auf Einrichtungen der TV-Station waren mindestens drei Mitarbeiter getötet worden, mindestens 15 wurden verletzt.