Verheerende Bilanz: Warum der UN-Nachhaltigkeitsgipfel jeden beunruhigen sollte
Seite 2: Mehr, aber nicht genügend Tempo bei globaler Energiewende
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- Mehr, aber nicht genügend Tempo bei globaler Energiewende
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Wie bei der Flutkatastrophe in Libyen jüngst gesehen, verfügen nur etwa die Hälfte aller Länder über hinreichende Frühwarnsysteme für verschiedene Bedrohungsszenarien. Gerade Frühwarnsysteme könnten aber helfen, Todesopfer und Schäden zu minimieren. Wissenschaft kann mit hochauflösenden Klimamodellen und Wettervorhersagen zu nachhaltiger Entwicklung beitragen, betont die WMO, etwa als Grundlage für eine klimaangepasste Landwirtschaft, zur Prävention von Epidemien und eben durch Frühwarnsysteme. Die allgemeine Tendenz bleibt aber dennoch fatal:
Das Jahr 2023 hat nur allzu deutlich gezeigt, dass der Klimawandel da ist. Rekordtemperaturen versengen das Land und heizen die Meere auf, während extreme Wetterereignisse rund um den Globus Verwüstungen anrichten. Wir wissen zwar, dass dies erst der Anfang ist, aber die globale Reaktion bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Auf halbem Weg zum Jahr 2030, in dem die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) erreicht werden sollen, ist die Welt auf dem falschen Weg,
… sagt UN-Generalsekretär António Guterres.
Letzte Woche ist auch der "Breakthrough Agenda Report 2023" der Internationalen Energieagentur (IEA), der Internationalen Agentur für Erneurbare Ernergien (IRENA) und der United Nations Climate Change High-Level Champions erschienen. Dieser zum zweiten Mal erschienene jährliche Bericht betrachtet den Fortschritt sauberer Technologien in fünf Schlüsselsektoren: Energieversorgung, Straßenverkehr, Stahlerzeugung, Wasserstoffherstellung und Landwirtschaft – in diesem Jahr noch ergänzt um Gebäude und Zementherstellung. Diese sieben Bereiche seien für über 60 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Auch in diesem Bericht wird beklagt, dass die Emissionen noch immer steigen und die nationalen Reduktionsziele der Länder nicht ausreichend sind, um die vereinbarten Klimaziele einzuhalten. Dennoch sehen die Autor:innen, dass sich der Umstieg auf saubere Energien und nachhaltige Technologien sich in vielen Sektoren beschleunigen würde.
In immer mehr Ländern ist Strom aus erneuerbaren Energien erschwinglicher als Strom aus fossilen Brennstoffen, und in etwa 30 Prozent der Länder trägt er zu mehr als 50 Prozent der Stromerzeugung bei. Der Absatz von Elektroautos nimmt exponentiell zu und könnte – wenn sich dieses Tempo fortsetzt – bis 2030 bequem den Anforderungen eines Szenarios entsprechen, das mit dem Erreichen von Netto-Null-CO2-Emissionen bis 2050 vereinbar ist,
… heißt es in der Zusammenfassung. (Ob die Verkaufszahlen von Elektroautos ein Indikator für Emissionsreduktion sind, darüber dürfte sich allerdings streiten lassen.) In manchen Sektoren würden nachhaltige Lösungen noch nicht in großem Stil umgesetzt, und da eine solche Umsetzung Zeit brauche, müsste nun damit gestartet werden.
Darüber hinaus konzentrieren sich die Investitionen in saubere Energietechnologien und emissionsarme Produkte und Materialien auf die Volkswirtschaften der Industrieländer und nicht auf die Länder mit der schnellsten Entwicklung und dem größten Wirtschaftswachstum.
Laut dem Bericht entfallen 83 Prozent der neu installierten Kraftwerksleistung auf erneuerbare Energieträger, auch wenn sich die neu installierte Leistung bis 2030 noch verdreifachen muss. Weitaus stärker vervielfachen muss sich die Erzeugung von grünem Wasserstoff: von einer Megatonne im Jahr 2022 auf 70 bis 125 Megatonnen bis 2030.
Im Straßenverkehrssektor erfreuen sich Elektroautos mit 14 Prozent der verkauften Neuwagen wachsender Beliebtheit. Gleichzeitig werden Standards für den globalen Handel mit Gebrauchtwagen gesetzt, sodass die schmutzigsten Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen würden.
Im Stahlsektor würden bis 2030 mehr als 100 Megatonnen emissionsarm erzeugten Stahls benötigt, momentan seien Kapazitäten für 13 Megatonnen angekündigt. Im Gebäudesektor steigen die Emissionen seit 2015 um ein Prozent pro Jahr an.
Effizienzgewinne würden dabei durch größere Gebäudeflächen aufgefressen. Ebenso sind die Emissionen der Zementproduktion seit 2015 angestiegen. Technologien zur nahezu emissionsfreien Zementherstellung würden bisher nicht in kommerziellem Maßstab eingesetzt.
Um die Transition zu sauberen Technologien voranzutreiben, sei mehr politische Verbindlichkeit notwendig, argumentiert die IEA, wie etwa durch die internationale Anpassung von Standards und Regeln. Eine solche politische Praxis würde mehr Investitionen mobilisieren und die Anwendung der Technologien beschleunigen.