Vermögensbeschränkungen oder Oligarchie

Seite 3: Neiddebatte, Rücksichtslosigkeit, Erbschaften

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"Intelligenz, Talent? Nein, die Ultra-Reichen gelangten durch Glück und Brutalität dorthin, wo sie sind. Wäre Wohlstand das unausweichliche Ergebnis von harter Arbeit und Unternehmergeist, wären alle Frauen in Afrika Millionärinnen." (George Monbiot)

Wer die Vermögensverteilung infrage stellt, erhält von drei Gruppen das Gegenargument der "Neid-Debatte". Die drei Gruppen sind Reiche, die den Status quo erhalten wollen, ihre Lobbyisten und schließlich die "American Dreamer", die sich die Illusion nicht zerstören lassen wollen, dass sie selbst eines Tages dazu gehören.

George Monbiot zerlegte unter "Der Selbstzuschreibungs-Trugschluss" den Mythos, dass große Vermögen durch eigene Arbeit entstanden seien. Richard O‘Connor schrieb 1971 in seinem Buch "Die Ölbarone" den berühmten Satz: "Balzac behauptete, dass hinter jedem großen Vermögen ein großes Verbrechen steckt." Er bezog sich auf Honoré de Balzac, der 1835 in "Vater Goriot" wörtlich schrieb: "Das Geheimnis ohne ersichtlichen Grund entstandener Vermögen ist ein vergessenes Verbrechen, weil es richtig gemacht wurde."

Ob tatsächlich alle großen Vermögen durch Verbrechen entstanden sind, ist eine Definitionsfrage, die auch davon abhängt, ob man es als Verbrechen betrachtet, was qua Gesetz legal, aber moralisch illegitim ist. Als verbrecherische Grundlage extrem hoher Vermögen kann man die Ausbeutung von Angestellten betrachten, die Übervorteilung von Kunden und Lieferanten durch die Ausnutzung von Marktmacht, die Beseitigung von Konkurrenz durch brutale Geschäftsmethoden, die Nutzung von gesetzlich zulässigen Steuervermeidungskonstruktionen, und vieles mehr.

Die größte Grundlage der Superreichen sind allerdings Erbschaften. Wie auf der Liste der 20 reichsten Familien in Deutschland nachzulesen ist, haben die 3 reichsten Familien und 15 der 20 reichsten Familien ihr Vermögen durch Erbschaften erlangt.

30 Millionen Euro Maximum

Was kann man tun, um die Probleme zu lösen, die grenzenlose Vermögen verursachen? Man muss sie logischerweise beschränken. Eines der 9 Module des Economic Balance Systems kann genau das erreichen. Das "Vermögens Balance System" senkt mit Vermögensbeschränkungen den oberen Flügel der Schere zwischen Arm und Reich auf ein akzeptables Maß. Das Modul "Arbeitsmarkt", auf das wir noch zurückkommen, hebt den unteren Flügel der Schere auf ein wünschenswertes und machbares Mindestmaß.

Bild: Das Economic Balance System, Modul "Vermögen". Grafik: economy4mankind.org

Die nachfolgenden Grenzen der Vermögensbeschränkungen sind eine Diskussionsgrundlage für einen demokratischen Entscheidungsprozess: Ab wann ist jemand zu reich? Wie viel Vermögenskonzentration und Ungleichheit will eine Gesellschaft zulassen? Wie viel politische Macht will die Gesellschaft den oberen 0,1 Prozent zugestehen?

Sofern dies vom Bundestag oder durch einen Volksentscheid beschlossen würde, würde für jeden Haushalt das Vermögen begrenzt durch eine Vermögensteuer von 100% oberhalb der Freibeträge von jeweils maximal:

- 2 selbst genutzten Wohnimmobilien - 5 vermieteten Wohneinheiten - 5 Mio. € Aktienbesitz - 20 Mio. € sonstigen Unternehmensanteilen - 3 Kraftfahrzeugen pro Haushalt oder 2 Kraftfahrzeugen pro Führerscheininhaber im Haushalt - insgesamt 30 Mio. € - 0 (in Worten: Null) € auf alle Eigentumskonstruktionen, die das Ziel haben, die Punkte oben genannten Grenzen zu umgehen (das heißt: beim Versuch der Hinterziehung der Vermögensteuer riskiert man den Verlust seines gesamten pfändbaren Vermögens)

Die 30 Millionen Euro-Grenze ist das Ergebnis einer Debatte bei economy4mankind. Manche wollten die Grenze bei 100 Millionen Euro setzen, ich persönlich halte eine Grenze von 5 Millionen Euro für ausreichend. Man könnte auch mit Grenze X starten und mit dem Inflationsausgleich so lange warten, bis real niedrigere Werte erreicht sind. Wobei die Obergrenze nicht zu niedrig liegen darf, denn ein ausreichendes Maß an Ungleichheit ist als Motivation erforderlich, damit nicht der Konstruktionsfehler des Kommunismus wiederholt wird. Es gibt also nach wie vor Reichtum - nur keinen Superreichtum mehr.

30 Millionen Euro sind die Grenze, mit der die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse Superreiche alias "Ultra high-net-worth individuals" definieren. Betroffen wären lediglich 6.320 Bundesbürger, also etwa 0,01 Prozent aller Wähler. Wenn sich über 50 Prozent aller Wähler darüber klar werden, wie unwahrscheinlich es ist, dass sie jemals zu den oberen 0,01 Prozent gehören werden, steht der Mehrheitsfähigkeit nichts im Weg.

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