Veröffentlichung von Todesraten bei Operationen

Großbritannien: Die Kliniken des nationalen Gesundheitssystems müssen ab Sommer bekanntgeben, wie viele Menschen bei schwereren Operationen gestorben sind

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Seit zwei Jahren werden bereits die Erfolge oder Misserfolge der Kliniken des britischen Gesundheitssystems NHS bei Herzoperationen veröffentlicht. Die möglichen Patienten erfahren, in welchem Krankenhaus welche Ärzte wie viele und welche Operationen durchgeführt haben – und sie können auch nachsehen, wie hoch die Todesrate nach einer Operation bei allen Kliniken und vielen Ärzten war.

Zur Beurteilung werden die Schwierigkeit der Fälle und – auf der Basis von 8 europäischen Staaten - die Wahrscheinlichkeit berücksichtigt, dass ein Patient bei dieser Operation stirbt. Ganz aktuell sind die Daten allerdings nicht. Sie reichen nur bis März 2006. Es könnte sich also durchaus zwischenzeitlich etwas zum Positiven oder Negativen verändert haben.

Diese Transparenz will das britische Gesundheitsministerium nun auf alle schweren Operationen erweitern, berichtet der Guardian und betritt damit weltweit Neuland. Die Ärzte waren unter anderem deswegen dagegen, weil als Folge womöglich riskante Operationen nicht mehr gerne durchgeführt werden und damit das Leben von Patienten gefährdet würde. Und natürlich wollen Kliniken und Ärzte gerne vermeiden, an der Leistung gemessen zu werden und miteinander in Konkurrenz zu treten.

Mit der Veröffentlichung der Todesraten bei Herzoperationen haben sich allerdings bislang keine negativen Folgen gezeigt. Die Ärzte scheinen sogar riskantere Fälle eher anzunehmen, die Todesrate ist nicht gestiegen. Allerdings lassen Überlebens- und Todeszahlen alleine nur eine sehr grobe Qualitätseinschätzung zu, schließlich kommt es auch darauf an, wie gut Operationen durchgeführt wurden, ob es den Menschen danach besser geht oder welche Beschwerden sie aufgrund der Operationen haben. Jetzt wird lediglich erfasst, ob die Patienten 30 Tage nach der Operation überlebt und in dieser Zeit das Krankenhaus verlassen haben.

Allerdings ist erstaunlich, dass just da, wo es um Leben und Tod geht, den Menschen, die sich einem Arzt und einer Klinik anvertrauen müssen, keine Informationen über die Leistungen und damit keine Möglichkeiten zum Vergleich gegeben werden. Natürlich beeinflussen viele Faktoren die Erfolgs- oder Misserfolgsrate bei Operationen, aber die Menschen sollten auch die Möglichkeit haben, sich aufgrund systematisch aufbereiteter Information entscheiden zu können, wo sie eine Operation an sich durchführen lassen wollen. Neben der Leistungskontrolle für Krankenhäuser und Ärzte, die dadurch entsteht, lassen sich so auch öffentlich einsehbare Fehler und Mängel wahrscheinlich besser beheben oder Krankenhäuser veranlassen, manche Operationen nicht anzubieten, wenn sich die Mängel nicht verbessern lassen oder die Ergebnisse einfach zu schlecht sind.

Ab Sommer sollen die Informationen auf der Webseite NHS Coices zugänglich gemacht werden. Man will allerdings bei schweren Operationen nicht stehen bleiben, sondern auch die Veröffentlichung weiterer Leistungsnachweise bei Behandlungen für Krankenhäuser, einzelne Abteilungen und Ärzte voranbringen.