Verpackungsfreies Konsumieren

Seite 2: Mehr Unverpacktes in den Einkaufskorb

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Bei manchen Lebensmitteln aus dem Supermarkt fragt man sich schon, ob halb nur so viel Verpackung drumherum nicht ausgereicht hätte. Oft ist eine Verpackung gar nicht nötig. Ein Zehntel der Befragten hat schon mal Produke ohne Verpackungen eingekauft oder tut dies regelmäßig. Damit liegen sie ganz im Trend: Landauf, landab gründen immer mehr Menschen eigene Lebensmittelläden, die Produkte ohne Verpackungsmüll anbieten.

Allein in Deutschland dürften es mittlerweile fünzig so genannte Unverpackt-Läden geben. Kunden, die hier einkaufen, bringen ihre Glasbehälter, Papiertüten, Stoffbeutel etc. selber mit oder kaufen diese im Laden und füllen darin ihre Waren selber ab. Das Brot kommt in den mitgebrachten Beutel, Wurst in ensprechende Behälter. Frischmilch gibts in Pfandflaschen. Die Behälter werden zwei Mal gewogen - einmal leer und einmal mit Waren befüllt. Bezahlt wird nur der Inhalt.

Häufig werden solche Läden über Crowdfunding startfinanziert. Auch Helen Neuwirth griff auf diese Form der Finanzierung zurück, als sie im Sommer 2017 in Kassel ihren Lebensmitteladen "Butterblume" gründete. In ihrem verpackungsfreien Laden können sich die Kunden Haferflocken, Linsen, Nudeln und Reis aus Spendern abfüllen, genauso wie Waschmittel, das in großen Kanistern bereit steht. Auch Trockenfrüchte, Gewürze und Tee lagern in großen Gläsern. Das hat außerdem den Vorteil, dass sich Kunden auch mal kleinere Mengen abfüllen und ausprobieren können.

Je weiter der Transportweg eines Lebensmittels, desto schwieriger sei es, ganz ohne Verpackung auszukommen, erklärt die Inhaberin gegenüber hr4. Daher werden in ihrem Laden keine Südfrüchte angeboten - mit Ausnahme von Avocados, Bananen und Zitronen, die sie auf Kundennachfrage ins Sortiment aufgenommen hat.

Obst, Salate und Gemüse werden - möglichst aus der Region - in Pfandkisten geliefert. Das bedeutet, dass das Gemüse je nach Saison angeboten wird und wo immer es geht in Bio-Qualität. Bei Kosmetik, Wein und Brotaufstrichen geht es noch nicht ganz ohne Verpackung. Trotzdem bemerkt die Ladenbesitzerin ein Umdenken bei vielen ihrer Kunden. In einem Unverpackt-Laden einzukaufen, dürfte in jedem Fall ein besonderes Erlebnis sein.

Bei Obst und Gemüse halten übrigens achtzig Prozent der Befragten in oben genannter PwC-Studie Verpackungen grundsätzlich für überflüssig. In vielen Geschäften und Supermärkten werden Obst und Gemüse bereits lose in Kisten angeboten.

Greifen nun immer mehr Menschen zu einer Handvoll Karotten zum Selbstabwiegen, anstatt zu den verpackten, würden die Hersteller - getreu dem Grundsatz von Angebot und Nachfrage - bald ganz auf Plastikverpackungen verzichten. So könnte sich auf lange Sicht eine Einkaufskultur entwickeln, die eines Tages vielleicht ganz ohne Kunststoffe auskommt.