Verstrahlte im Rassenkrieg

Seite 2: Wie gefährlich sind die verstrahlten Rassenkrieger?

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Dass das Symbol auch als Warnung vor ihrer radioaktiven Dummheit verstanden werden könnte, geht wahrscheinlich schon über ihren Horizont. Dann wäre da noch der hysterische Frauenhass, mit dem sie zum Ausweis ihrer Männlichkeit herumwerfen. Einer der Helden schrieb auf der schon erwähnten Chat-Plattform:

Huren sind Huren. Sie sind zu zwei Sachen gut:

1. Zum Ficken
2. Als Kugelfang danach

Atomwaffen Division

Von den Vergewaltigungsphantasien von "Rape" war ja schon die Rede. Dazu kommt dann noch ein bisschen Nazi-Metal und der handelsübliche Kult um die Knarren. Ach ja, einen abgehalfterten Guru, zu dem sie aufschauen können, haben sie auch. James Mason trat schon mit 14 der American Nazi Party bei.

Mitte der Sechziger war das. Und in den Achtzigern veröffentlichte er eine Reihe von Texten, die bei seinen neuen Jüngern als "Siege: The Collected Writings of James Mason" kursieren. Der Inhalt ist ein Giftgebräu aus Hakenkreuzen, Charles Manson, paranormalen Wahnvorstellungen und den mörderischen Ideen der "leaderless resistance", die auch Timothy McVeigh bei seinem Massenmord im April 1995 im Kopf hatte - sowie die Killer vom NSU bei ihren Untaten.

Neuauflage der "National Socialist Liberation Front"

Fast die komplette Konfiguration gab es schon einmal innerhalb der US-amerikanischen terroristischen Rechten. Man könnte die "Atomwaffen Dvision" auch als eine Neuauflage der "National Socialist Liberation Front" (1974 - ca. 1985) sehen. Der ganze blutige Zirkus war auch dort schon vertreten, von der Idee, dass Terror durch ultraradikale Kleingruppen die beste Strategie im Rassenkrieg ist, bis hin zum Spaß an der Selbstzerfleischung.

Das wundert alles nicht, wenn man weiß, dass der "Atomwaffen"-Guru James Mason immer ein großer Fan der "National Socialist Liberation Front" gewesen ist.

Wie gefährlich sind die verstrahlten Rassenkrieger? Nun, bei Mord und Selbstzerfleischung sind sie ja schon angekommen. ProPublica hat nach eigenen Angaben "Atomwaffen"-Zellen und Einzelmitglieder in 23 Staaten der USA ausgemacht. Keegan Hanks vom Southern Poverty Law Center, einer Organisation, die das Treiben der extremen Rechten in den USA seit Jahrzehnten dokumentiert, findet schon, dass der radioaktive Hasskult besondere Aufmerksamkeit verdient:

So was wie die ‚Atomwaffen‘ haben wir schon länger nicht gesehen. Sie sollten ernst genommen werden, weil sie so extrem sind.

Keegan Hanks

Und vielleicht auch deswegen, weil sie in Trumps Amerika in gewisser Weise im Trend liegen. Naziterroristen töteten in den USA im Jahr 2017 doppelt so viele Menschen wie im Jahr vorher. Jetzt sitzen also einige AWDler im Knast. Die bekannte Langmut von verschiedenen Internet-Unternehmen haben die Rassenkrieger auch ausgereizt: Discord, YouTube, Steam und Inktale möchten nichts mehr mit ihnen zu tun haben.

Natürlich: Egal, was mit diesem speziellen Haufen geschieht - in jeder Generation finden sich anscheinend junge, weiße Amerikaner, die ihre psychischen Störungen, ihre toxische Männlichkeit und ihren faschistischen Nihilismus bis hin zum Massenmord ausleben. Vergessen sollte man aber nicht, dass die ursprüngliche Inspiration für diese Leute oft aus Europa, speziell aus Deutschland kommt.

Die "wahren" Transatlantiker

Man könnte sagen, dass sich europäische und US-amerikanische Neonazis in ihrer wechselseitigen Beeinflussung oft wie wahre Transatlantiker verhalten. Vom NSU und seinen Strategieanleihen war ja schon die Rede. Samuel Woodward bekundete in den Atomwaffen-Chats, dass er den NSU "ziemlich cool" findet.

Und kürzlich erst ist es wieder mit knapper Not gelungen, ein Netzwerk im deutschsprachigen Raum zu zerschlagen, das auf dem Sprung zum Terrorismus im großen Stil war. Also genau das, worauf auch die "Atomwaffen Division" hingearbeitet hat. So lächerlich all diese Leute auftreten - an ihren Vernichtungsplänen ist nichts zum Lachen.