Vogelgrippe & Co.: Aviäre Erkrankungen und wie sie sich verbreiten
Seite 2: Weiterverbreitung durch Tiertransporte
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- Weiterverbreitung durch Tiertransporte
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Kamen die hochpathogenen AI-Viren aus dem Freiland in die Ställe der Geflügelindustrie, oder entstanden sie in den Ställen der Geflügelindustrie, um von dort ins Freiland zu den Wildvögeln gelangen? Diese Frage wird wohl nie eindeutig beantwortet werden können. Nicht ausgeschlossen ist, dass auch die Geflügelindustrie Viren weiterverbreitet, über Tiertransporte von einem Betrieb zum andern und von dort ins Freiland.
Inwiefern sich die Viren innerhalb der Geflügel-Exportwirtschaft weiterverbreiten, wird von wissenschaftlicher Seite kaum untersucht. Unternehmen, die regelmäßig totes Geflügel beseitigen, Geflügelschlachthöfen und große Geflügelzuchtbestände sowie deren Abwässer müssten besser kontrolliert werden, fordert Ornithologe Petermann.
Darüber hinaus müsste es in großen Geflügelzuchtbeständen häufiger Stichproben geben. Auch stellt sich die Frage, warum es immer noch kein funktionierendes Frühwarnsystem gibt für eine Krankheit, die alljährlich wiederkehrt? Tatsächlich zirkulieren Viren immer häufiger zwischen intensiven Geflügelhaltungen, in denen Legehennen, Masthühner, Enten oder Puten zusammengepfercht sind.
So war im März 2021 erstmalig im Märkischen Kreis in Nordrhein-Westfalen eine Übertragung nach einem Tiertransport nachgewiesen worden. Der betroffene Legehennen-Betrieb war der achte Fall in NRW. Das Virus stammte von infizierten Tieren eines Hennenaufzuchtbetrieb im Kreis Paderborn, der außer dem genannten Hof etwa 150 weitere Legebetriebe in Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern belieferte.
Ein Drittel der Betriebe ist nun vom Virus betroffen. Kurz zuvor hatte es bereits Ausbrüche in Münster, im Kreis Warendorf und im Kreis Minden-Lübbecke gegeben. Alle Tiere auf den betroffenen Höfen wurden getötet. Insgesamt wurden im letzten Frühjahr in NRW mindestens 200.000 Hühner, Puten und Enten gekeult. Bundesweit mussten rund eine Million Tiere sterben.
Welche Subtypen können dem Menschen gefährlich werden?
Immer wieder kommt es vor, dass sich Personen infizieren, nachdem sie Kontakt mit erkrankten Tieren hatten - so wie kürzlich in Großbritannien geschehen. Glücklicherweise sei die betreffende Person wohlauf und befinde sich in häuslicher Isolation, vermeldete Anfang Januar die nationale Gesundheitsbehörde UKHSA. Laboranalysen zu Folge handelt es sich um Viren vom Typ H5, wobei unklar ist, ob die Infektion auf den H5N1-Stamm zurückgeht, der derzeit in Großbritannien zirkuliert.
Wenn sich Menschen mit Vogelgrippe infizieren, dann zumeist mit H5N1, ein Typ, der auch schwere Krankheitsverläufe verursachen kann. Glaubt man der Weltgesundheitsorganisation (WHO), so gab es von 2003 bis Ende 2020 mehr als 860 bestätigte H5N1-Infektionen. Bereits zu Beginn der 2000er Jahre infzierten sich – außerhalb von Deutschland – hunderte Menschen. Von den bisher erfassten Infizierten starben 52 Prozent. Mit dem Subtyp H5N8 kam es im Dezember 2020 in einigen wenigen Fällen zu Infektionen.
Auch Erreger vom Typ H5N6 lösen gelegentlich schwere Verläufe bei Menschen aus, manchmal mit Todesfolge. Mit diesem Typ infizierten sich kürzlich Menschen in Russland – hier allerdings mit milden Krankheitsverläufen.
Weil der Erreger erhebliche Barrieren überwinden muss, kann sich ein Mensch nur mit einer sehr hohen Viren-Dosis infizieren, weiß die Biologin Holly Shelton. In aller Regel stecken sich Menschen nur an, wenn sien einen langen und intensiven Kontakt zu den erkrankten Tieren haben. Infizierte Menschen geben den Erreger so gut wie nie weiter, erklärt die Leiterin der Influenzavirus-Gruppe am britischen Pirbright Institute für Tiergesundheit im Interview.
Die Genetik des aus Großbritannien gemeldeten H5N1-Vogelgrippestamms deute jedenfalls nicht darauf hin, dass sich dieses Virus effizient vom Mensch zu Mensch übertrage. Auch Isabel Oliver, wissenschaftliche Leiterin der britischen Gesundheitsbehörde, sieht keinen Hinweis darauf, dass dieser Stamm zwischen Menschen verbreiten kann.
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