Von Zipf bis Zupf

Seite 2: Vom Barte, ach, und von der linken Hand

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Gerade im Iran, wo die Frauen angehalten sind, ihr Gesicht zu depilieren, verlangt die "Mode" (auch "Religon" genannt), dass Männer sich das Gesicht nicht rasieren, dass sie einen Bart tragen. In Arabien, um hier zum Trumpschen "Plisch" auch das "Plum" hinzuzufügen, gibt es nur die Religion, der Begriff "Mode" existiert einzig in den Damentoiletten. Die Frauen könnten genauso gut einen Vollbart tragen, es wäre egal, denn sie müssen sowieso ihr Gesicht in der Öffentlichkeit bedeckt halten. Männer sollten dagegen einen biblischen Vollbart tragen, wie Mel Gibson.

Dagegen vor 50 Jahren, zur schönsten "Sergeant Pepper"-Zeit, mitten im Sommer 67, war es in der westlichen Welt völlig schnurz, ob Männer und Frauen irgendwo rasiert waren, im Gesicht, am Kopf, unter den Achseln, an den Geschlechtsteilen oder noch weiter abwärts — die Mode, nicht die Religion, bestimmte, was mit der Behaarung zu geschehen habe. Dabei wäre doch die Summertime — gerade dann — die schönste Zeit zum Saubersein. In Deutschland-West schickte das Establishment die Polizei gegen die "Gammler" aus, weil lange Haare bei Männern auch auf mangelnde Hygiene in anderen Bereichen schließen ließen. In Amerika nannte man die "Hippies" auch The Great Unwashed — die im großen Stil Ungewaschenen.

In Arabien, wo dauerhaft Temperaturen herrschen, die man in Wien als "hochsommerlich" bezeichnen würde, weit über 35 Grad, signalisieren die Männer, trotz Vollbart, hygienische Sauberkeit durch eine stets schlohweiße Kleidung, die nur geringfügig die Tatsache verschleiert, dass hier ganze Bataillone von Hilfskräften — möglicherweise importiert aus Indien oder Pakistan — tagtäglich die Waschmaschinen rotieren lassen und die Bügeleisen schwingen.

Im Iran nicht minder. Wer eine öffentliche Toilette betritt, wird durch ein Schild darauf aufmerksam gemacht, er oder sie möge doch, im Einklang mit den Gepflogenheiten des Islams, das Kabuff mit dem linken Fuß zuerst betreten. Wobei "links" keine sonderlich islamische Erfindung darstellt. Oder die Sauberkeit erhöht. Es stellt einfach nur eine altertümliche Verhaltensregel dar. So lautet beispielsweise das Wort für eine "linkische", oder ungeschickte Person im Englischen "cack-handed", also genau so, als gäbe es im Deutschen ein Wort wie "Kack-Hand", und davon abgeleitet das Adjektiv "kacke-händisch", eben, weil das Abwischen des Hinterns früher mit der linken Hand zu erfolgen hatte, und weil ein ungeschickter Mensch leicht mal das Zeug an die Finger kriegte. In der westlichen Welt kann man heute gerne seinem Gegenüber die linke Hand zum Gruß reichen, wenn man mit der rechten z. B. gerade ein Kind trägt. "Mit Links", sagt man dann. "Kommt von Herzen." Im Iran wäre das eher unschicklich, man darf dann aber wohl doch noch den einen oder anderen Ellenbogen reichen. Einer Frau gibt der Iraner (der iranische Mann) auf jeden Fall ungern die Hand — egal, ob links oder rechts — wobei ich mich frage: Wieso eigentlich?

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.