Von Zipf bis Zupf

Seite 3: Die rechte Hand — eine Bakteriensschleuder?

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Die iranischen Frauen kochen in der Küche, oft Stunden lang - und die Männer essen, was da gekocht wurde, man hört das Lob der Köchin. Aber ihre Hand schüttelt man nicht. Natürlich langt ein Perser nicht mit der linken Hand ins Essen hinein, auch das ist klar. Man isst nur mit der rechten Hand und reicht auch das Essen nur mit der rechten Hand. Aber was befürchtet der persische Mann beim Kontakt mit der zur Begrüßung gereichten rechten Hand einer Frau?

Ist es der symbolische Ehebruch? Ist es die Furcht vor dem heimlich weitergereichten Zettelchen mit Telefonnummer und Liebesschwur? Oder die Angst, dass ihre Bakterien aus der weiblichen Intimzone an seine Hand gelangen könnten? Die Bakterien stellen jedenfalls eine eher geringfügigere Gefahr dar, wie eine amerikanische Studie unlängst herausstellte.1

Bleibt letztlich nur die Angst, dass die Hygiene bei Frauen eben grundsätzlich unzuverlässig ist, eine Art Trumpsche Berührungs-Phobie. Man denke an die vielfach gefilmte "weggeschlagene Hand" — wobei es in dem Fall freilich Melania war, die seine Hand nicht ergreifen wollte. Aber: Same difference, wie man in Amerika sagt. Ich erinnere mich an einen Besuch in der iranischen Botschaft in Wien, wo ich unter anderem eine Toilette aufsuchte. Neben westlichem Klopapier gab es dort auch die traditionelle Wasserkanne, mit der man sich reinigen konnte. Anschließend kam das Waschbecken mit heißem und kaltem Wasser, mit Seife und einer extra dort hingelegten Fingernagelbürste. Es war klar, dass die Bürste zur Steigerung der Hygiene sowohl der linken wie eventuell der rechten Hand gedacht war. Anders dagegen im Iran selber. Der Reisebus, der eine längere Strecke zurück gelegt hat, hält an einem kombinierten Klo mit Moschee und Imbiss. Man sucht die Toilette auf, wäscht sich nachher mit kaltem Wasser die Hände und die Füße und begibt sich anschließend in die Moschee zum Gebet, bei dem man ja den Hintern und die nackten Füße des Vordermannes ständig direkt vor sich hat, umsomehr, als man sich immer wieder mit der Nase direkt in diese Region hinunter beugt. Das relevante Wort in diesem Kontext ist "die Nase." Ich habe, seit ich Wien vor zehn Jahren verließ, keine Sommer mehr mit 35 Grad erlebt, aber ich erinnere mich deutlich an Besuche in Hamburgatorien, die viel Beleidigendes für die Nase zu bieten hatten. Ebenso wie die Fahrten in morgendlichen Straßenbahnen, wenn 50 frisch deodorifizierte, parfümierte und mit Haarspray eingesprühte Sekretärinnen zur Arbeit fuhren.

Die Chemie der hier auf einen eindringenden großformatigen Pheromone muss man nicht kennen, die Nase versteht es auch so, dass sich scharfkantige Riesenmoleküle soeben an dem Bulbus olfactorius vorbei zwängen und das Hirn in schmerzhaft benommene Katatonie versetzen. Und die Deos erst! Ach, wenn die Leute doch lernen würden, schlichtes Backpulver unter die Achseln zu reiben. Sie blieben den ganzen Tag über frisch und geruchsfrei, und ersparten sich selber und der Mitwelt die schlimmste Sommerqual — die Geruchsbelästigung.

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