Von der postfaktischen zur Post-Fake-Wirklichkeit: Medienkrieg zwischen USA und Russland

Seite 2: "Die USA könnten bald beginnen, 'auf unsere Journalisten auf den Straßen' zu schießen"

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Kreml-Sprecher Peskow bedankte sich letzte Woche schon einmal bei der Senatorin und sagte ironisch: "Wir gehen davon aus, dass dieser Werbebeitrag für RT Tausenden, Zehntausenden oder sogar Millionen von Zuschauern den Zugang zu der alternativen Berichterstattung durch den RT-Fernsehsender eröffnet." Hätte gerade noch gefehlt, so liegt es einem auf der Zunge, dass er auch noch von alternativen Fakten gesprochen hätte. RT-Chefredakteurin Margarita Simonyan war noch bissiger, verglich den Vorschlag mit der Hexenjagd nach russischen Agenten in der McCarthy-Ära und warnte, dass die USA bald beginnen könnten, "auf unsere Journalisten auf den Straßen" zu schießen, was allerdings schon Erdogan-Qualität in der Überzeichnung hat.

Satulin bezeichnete Shaheens Gesetzentwurf als "repressiv", er könne den russischen Sender, aber darüberhinaus auch Russland schädigen. Daher sei es notwendig, proaktiv zu werden.

Aktiv wurde auch RT, der nun auch nach westlichem Vorbild Fake News bekämpfen will, die sowieso immer von der anderen Seite kommen, gleich ob es um russische, amerikanische oder europäische Initiativen geht. Was RT über sein Projekt schreibt, könnte man genauso gut im Westen finden: "In einer postfaktischen Welt ist es manchmal schwierig, zwischen dem zu unterscheiden, was wirklich und was eine Fake News ist. RTs neues Projekt FakeCheck hilft Ihnen, Fakt von Fiktion zu unterscheiden und in eine Post-Fake-Wirklichkeit überzugehen." Dabei wird hier wie im Westen nur die Spirale weitergedreht.

So wurde vor einigen Tagen auf Facebook von RT America und erst einmal nur dort mit "FakeCheck" die Möglichkeit eingerichtet, Fake News zu melden. Entsprechende Meldungen würden dann markiert

Das Projekt von RT wird dabei helfen, Fakten von Falschmeldungen zu trennen. Es ist bemerkenswert, dass diejenigen ausländischen Medien, die eine alternative Meinung (wie beispielweise RT-Meldungen) als Fake-News ausgeben, oft selbst als Quellen oder Verbreiter von echten 'Fakes' auftreten.

Andrej Kijaschko, stellvertretender Leiter des RT-Rundfunkdienstes

Man sei auch bereit, drohte RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan an, gegen Medien, die RT mehrfach bei der Verbreitung von Fake-News ertappt habe, vor Gericht zu ziehen: "Jemand - sagen wir mal 'Washington Post' - schreibt irgendeinen Blödsinn, und dann greift die ganze Welt das auf! Das muss doch irgendwann aufhören, oder?" Ein paar Fake News wurden bereits aufgelistet, beispielsweise der Bericht der Washington Post über einen angeblichen Hackerangriff aus Russland auf ein Stromwerk in Vermont, was sich allerdings schnell als Ente herausgestellt hatte.