Waffenlobby empfiehlt bewaffnete Sicherheitskräfte an Schulen

Die NRA legte einen Bericht vor, in dem der Aufbau eines "Nationalen Schutzschilds" vorgeschlagen wird

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Die Waffenlobby in den USA, allen voran die mächtige NRA, setzt weiterhin auf die Propaganda, dass Bewaffnung gegen Gewalt mit Schießwaffen schützt. Jetzt wurde ein Bericht vorgelegt, der nach dem Massaker von Newton begründen soll, warum in jeder Schule bewaffnete Sicherheitskräfte zum Schutz der Schüler eingesetzt werden sollen. Kein Wort ist natürlich davon zu lesen, dass die Verbreitung von Schusswaffen schon das Risiko erhöht, zum Opfer von diesen zu werden.

Schon kurz nach dem Massaker machte die NRA dafür Computerspiele, Filme oder Musik verantwortlich und schlug bewaffnete Sicherheitskräfte zum Schutz vor Gewalt vor. "Das Einzige, was einen Bösen mit einem Gewehr stoppen kann, ist ein Guter mit einem Gewehr", sagte NRA-Vizepräsident Wayne LaPierre. Das Verbot von Waffen an Schulen oder anderen Orten würde Täter nur einladen. Man schütze schließlich Banken, Flughäfen oder den Präsidenten auch mit bewaffneten Sicherheitskräften, das müsse man eben auch an Schulen so machen, weil es einfach eine "unbekannte Zahl an wirklichen Monstern" in der Gesellschaft gebe, die niemand verstehen könne. Dazu kämen die Kriminellen, die sich wie ein "Krebs" ausgebreitet hätten.

Verlinkt wird denn auch auf der Homepage die Nachricht, dass der Stadtrat von Nelson, einer Kleinstadt in Georgia, einstimmig die Family Protection Ordinance beschlossen hat. Jeder Haushaltsvorstand, wenn er nicht krank oder vorbestraft ist oder Einspruch einlegt, soll demnach eine Waffe und Munition besitzen, um für die "Sicherheit, den Schutz und das öffentliche Wohlergehen der Stadt und ihrer Einwohner" zu sorgen. Das sei eher symbolisch als Protest gegen schärfere Waffengesetze gemeint.

Martialisch ist schon die Bezeichnung des Projekts. Es geht darum, für die Schulen ein Schutzschild aufzubauen, ein National School Shield (NSS). Das erinnert an eine Wagenburg aus dem klassischen Zeitalter des Westerns, als die Eroberer sich in der Wildnis vor allgegenwärtigen Gefahren schützen mussten - natürlich mit dem massiven Einsatz von Schusswaffen. Eine Arbeitsgruppe aus ehemaligen Mitarbeitern des Secret Service, des Heimatschutzministeriums und der Polizei hat den Bericht erstellt, der davon ausgeht, dass School Resource Officers (SRO), also bewaffnete Angestellte, manche Schulen bereits sicherer gemacht hätten und es jetzt nur darauf ankäme, auch alle anderen damit auszustatten. Begonnen hatte die Aufrüstung der Schulen unter dem Präsident Bill Clinton, in dessen Amtszeit einige Schulmassaker geschehen waren. Clinton legte 1994 das Programm COPS (Community Oriented Policing Services) auf, aus dem sich nach dem Columbine-Massaker COPS in Schools (CIS) entwickelte. Der Bericht bemängelt, dass die Finanzierung nur befristet war und sich viele Schulen, besonders kleine und mittlere, bewaffnete, ausgebildete und bezahlte Sicherheitskräfte nicht leisten können. Das Programm Secure Our Schools (SOS) und die School Safety Initiative wurden 2011 bzw. 2012 eingestellt. Aber es müssten ja auch keine Angestellten sein, bewaffnete und geschulte Freiwillige täten es auch, erklärt der Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Asa Hutchinson, republikanischer Ex-Kongressabgeordneter. Ohne bewaffneten Schutz aber wären viele Schulen gefährdet.

Empfohlen wird den Schulen die Einstellung von bewaffneten Sicherheitsleuten (SROs) oder die Erlaubnis, dass Lehrer oder Schulpersonal Waffen tragen dürfen, und die Ausarbeitung eines schriftlichen Sicherheitsplans empfohlen. Eine Anleitung für die Sicherung von Schulen sollen auch Online-Hilfen bieten. Und Schulen sollten zur Früherkennung von möglicherweise gefährlichen Schülern diese beobachten und ein "Threat Assessment Team" aufbauen.