Waldbrände, Hitzewellen, aber kein Klimanotstand

Seite 2: Jugend: Nachhaltiger Vertrauensverlust in Politikbetrieb

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ob es die SPD so aus ihrem historischen Zustimmungstief heraus schafft? Die Jugend scheint jedenfalls reichlich desillusioniert, was den politischen Betrieb angeht. Das geht aus einer Meinungsumfrage des Sinus-Instituts hervor. Nur 22 Prozent der Befragten zwischen 14 und 24 hatte Vertrauen, dass Parteien und Politiker den Klimawandel aufhalten können?

Auch auf die Wirtschaft und die ältere Generation setzen nur jeweils 32 bzw. 35 Prozent Hoffnung. Hohes Vertrauen mit jeweils 73 Prozent haben die jungen Leute hingegen in Wissenschaft und Umweltverbände. Angesichts der Angriffe der Union auf die Deutsche Umwelthilfe und die allgemeine Missachtung, mit denen diverse Bundesregierungen den Warnungen der Klimaforscher in den letzten Jahrzehnten begegnet sind, offenbart dies einen tiefen Graben zwischen der nachwachsenden Generation und den Regierenden. Kirchen und Religionsgemeinschaften - das nur am Rande - schneiden übrigens bei den Jungen ähnlich schlecht ab wie die Politiker.

Auffallend ist, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum einen Angst haben und zum anderen sich im Stich gelassen fühlen. 68 Prozent stimmten der Aussage zu "Der Klimawandel macht mir große Angst". Junge Frauen sorgen sich dabei mit 74 Prozent etwas mehr als ihre männlichen Altersgenossen, von denen 62 Prozent zustimmten. 75 Prozent stimmten sogar der Aussage zu "Ich habe das Gefühl, wir Jungen müssen die Fehler der Älteren beim Klimaschutz ausbaden".

Angesichts dieser Grundstimmung können eigentlich alle Repressionsmaßnahmen, wie sie von konservativer Seite und der extremen Rechten immer wieder gerne ins Spiel gebracht werden, eigentlich nur zu Verbitterung und noch stärkerer Polarisierung der Gesellschaft führen.

Auch das brachiale Vorgehen RWEs ist wenig geeignet, Vertrauen zu schaffen. Dem Konzern war gerichtlich aufgetragen worden, den Hambacher Wald unangetastet zu lassen, solange nicht über eine Klage gegen dessen Zerstörung entschieden ist. Nun berichtet der Bund für Umwelt und Naturschutz, dass die Bagger bereits 100 Meter an den Wald herangerückt seien.

Da für den Tagebau in großem Umfang Grundwasser abgepumpt werden muss, lässt das für die Bäume nichts Gutes erwarten. Die zuständigen Behörden, so der BUND, würden sich vor einer eindeutigen Stellungnahme drücken.

Der Konzern hat nach einem Bericht des WDR bei der Bezirksregierung Arnsberg eine wasserrechtliche Genehmigung für die Absenkung des Grundwassers am Forst beantragt, die bis 2030 gelten soll. Mehrere Millionen Kubikmeter Wasser sollen abgepumpt werden.

Besser wird das Ganze auch nicht dadurch, dass RWE ankündigt, geschädigte und vertrocknete Bäume "zeitnah" in besetzten Teilen des Waldes fällen zu wollen. Das kommt bei den Umweltschützern natürlich als weitere Provokation an. Entsprechend gab es am vergangenen Sonntag erneut Proteste am Wald.

Keine Pause

Bei all dem ist kaum zu erwarten, dass die Schüler über die Sommerferien kleinbeigeben, wie unlängst im Spiegel geunkt wurde. In Köln bereitet man zum Beispiel kurz vor den Ferien noch einen einwöchigen Schulstreik vor, in Bad Kreuznach soll es (fats) jeden Ferien-Freitag Aktionen geben und auch in Berlin ist von Sommerpause noch nichts zu spüren.

Davon abgesehen handelt es sich ohnehin um ein internationales Phänomen, das sich kaum von den deutschen Sommerferien beeindrucken lassen wird. Eher ist mit neuen Impulsen von den verschiedenen Fridays-For-Future-Kongressen zu rechnen, wie sie unter anderem in Deutschland vorbereitet werden.

Und dann ist da natürlich noch der nächste internationale Streiktag Ende September, der die Begleitmusik zu einem "Klima-Aktionsgipfel spielen wird, zu dem UN-Generalsekretär António Guterres a 23. September nach New York eingeladen hat.

Zuletzt: Hitzewelle in Alaska

Übrigens: Die Tatsache, dass hierzulande vorerst die große Hitze vorbei ist, heißt nicht, dass es derzeit keine Hitzewellen mehr gibt. Geplagt von hohen Temperaturen wird Anfang Juli unter anderem auch Alaska, wo in den kommenden Tagen örtlich Temperaturen von 30 Grad und mehr erwartet werden. Auf dem angrenzenden arktischen Ozean hat das große Tauen längst begonnen und das Meereis dort ist schon jetzt so löchrig und dünn wie selten zuvor.

Was fehlt: Im Juni wurde es im Stromnetz zeitweise reichlich eng. Für gewöhnlich wird bei solcher Gelegenheit immer gerne mit dem Finger auf die erneuerbaren Energieträger gezeigt. Bernd Riexinger von der Linkspartei sieht die Ursache eher in "Spekulation", also den Folgen des Stromhandels und fordert die Verstaatlichung der Netze.

Letzteres ist übrigens eine Forderung, die noch vor einigen Jahren auch von Grünen-Politikern zu hören war. Wie dem auch sei, wir werden dem demnächst in einem weiteren Beitrag nachgehen.