War's das mit den Kryptowährungen?
Seite 5: Alternativen
Alternativen zum Bitcoin wie Ethereum bieten andere Innovationen, etwa sogenannte Smart Contracts oder Non-fungible Tokens (NFT). Damit lassen sich beispielsweise digitale Kunstwerke oder Gegenstände von Computerspielen fälschungssicher handeln. Solche Innovationen kann man aber mit einer Vielzahl von Systemen realisieren - und es gibt schon mehrere tausend Kryptowährungen. Ob sich der persönliche Favorit durchsetzt, gleicht einem Glücksspiel.
Über alldem hängt das Damoklesschwert der staatlichen Regulierung: Die weitreichende Anonymität und der Zahlungsverkehr rund um den Globus ziehen natürlich auch Kriminelle an. Nicht ohne Grund werden Lösegelder beispielsweise für gehackte Computersysteme gerne in Kryptowährungen eingefordert. Daher ist der Druck groß, bei Brokern und Börsen, wo man Bitcoin und Co in echtes Geld oder andere Güter tauschen kann, die Identifizierungsmaßnahmen zu verstärken.
Zwar gibt es inzwischen schon finanzstarke Lobbygruppen, die hinter den Kryptowährungen stehen. Aber man dürfte auch auf staatlicher Seite Belege dafür sammeln, dass die Kryptowährungen zur Geldwäsche, zur Finanzierung von Kinderpornographie und Terrorismus verwendet werden, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Sobald es stärker regulierte und kontrollierte Systeme gibt, könnte man damit Einschränkungen bei den privaten Kryptowährungen rechtfertigen. Dabei dürfte allein schon die Ankündigung solcher Maßnahmen zu Kursverlusten führen.
Somit bleibt für mich der Eindruck, dass es sich doch nur um ein großes Schneeballsystem handelt: Profitabel ist es vor allem für diejenigen, die früh dabei waren, die die Infrastruktur bereitstellen und die am schlausten investieren. Eine Investition in BTC macht meiner Meinung nach nur dann Sinn, wenn man davon ausgeht, dass jemand dafür später mehr Geld bezahlt. Ob das sinnvoller ist, als beim Roulette auf Rot oder Schwarz zu wetten, muss jeder für sich entscheiden.
Dabei sollte man die Vorteile des bestehenden Zahlungssystems nicht ganz vergessen: Auch wenn viele Banken seit der Finanzkrise einen Imageverlust erlitten haben, garantieren sie nach wie vor sichere Überweisungen und Verwahrung von Geld. Die Flutung der Märkte mit Liquidität geschah nicht nur zum Spaß, sondern zur Stützung der Wirtschaft und Volkswirtschaften. Bisher jedenfalls hat sich eine Katastrophe wie in den 1930er-Jahren noch nicht wiederholt. Damals war man noch an den Goldstandard gebunden und konnte man Geld nicht so einfach durch Kreditvergabe erzeugen.
Persönliche Schlussbemerkung
Während ich diesen Artikel schrieb, verfolgte ich mit einem Auge die Kurse von Bitcoin und Ethereum. Ich hatte am 19. Mai mit kleinen Kursverlusten alle Kryptowährungen verkauft und wollte mit dem Wiedereinstieg auf ein positiveres Marktumfeld warten. Ein Bekannter, der damit sehr viel Geld verdient hat, meinte dann aber zu mir, jetzt müsse man wieder einsteigen: "Geh all in." Zu dem Zeitpunkt hatte er selbst schon einen sechsstelligen Buchverlust.
Also investierte ich einen kleinen vierstelligen Betrag und definierte ich einen Maximalverlust von 25 Prozent. Für Ethereum wurde dieser ausgelöst, während ich den Artikel schrieb; bei BTC ist das Rennen noch offen. Die Kryptowährungen kennen zurzeit aber vor allem eine Richtung: nach unten. Daher sollte man nur Beträge investieren, die man nicht dringend braucht. Da ich vorher Gewinne mitgenommen habe, macht mir dieser Verlust wenig aus. Er hätte aber auch nicht sein müssen.
Am Anfang des Textes war ein Bitcoin noch 29.000 Euro wert. Bei 28.000 Euro habe ich die Zahlen im Artikel angepasst. Jetzt nähert sich der Kurs schon den 26.000 Euro und lasse ich alles so stehen. Daher sollte man auch die Rede von der Marktkapitalisierung nicht zu wörtlich nehmen:
Noch am 14. April lag diese bei über einer Billion Euro. Jetzt hat sie sich halbiert. Was ist mit dem Wert passiert? Er hängt eben ausschließlich davon ab, was der Nächste dafür zu zahlen bereit ist. Und wenn jemand für einen gefüllten Staubsaugerbeutel 10.000 Euro bezahlen will, warum auch nicht!
Dieser Artikel erscheint ebenfalls im Blog "Menschen-Bilder" des Autors.
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