Warum Russland kein Vasall von China wird

Seite 2: China fährt ohne Unterwerfungsversuche besser

Korostikow sieht auch keine Motivation Pekings, Russland in eine komplette Unterordnung treiben zu wollen. Aktuell sei der russische Markt für chinesische Produkte völlig offen. Würde man versuchen, Russland durch Ausnutzung wirtschaftlicher Abhängigkeiten politisch zu unterwerfen, wäre aus dem Kreml mit Widerstand zu rechnen, der auch bereit sei, der eigenen Bevölkerung schwere Opfer abzuverlangen.

Von einem guten Verhältnis ohne Zwang profitiere dagegen China, das jetzt viel über den richtigen Umgang mit westlichen Wirtschaftssanktionen lerne, ohne selbst betroffen zu sein oder über den Kampf gegen westliche Militärtechnik.

So kann man davon ausgehen, dass zwar die recht guten Beziehungen zwischen Russland und China in den nächsten Jahren fortbestehen werden, da sie zum beiderseitigen Vorteil sind.

Aber weder wird sich China tiefer in den harten Konflikt Moskaus mit dem Westen hineinziehen lassen, noch Druck ausüben, den Kreml zu einer politischen Unterwerfung zu bewegen. Beides würde den eigenen, chinesischen Interessen widersprechen.

Dabei soll nicht ausgeblendet werden, dass China Russlands Schwäche zum Ausbau einer eigenen Dominanz im postsowjetischen Mittelasien nutzen wird. Aber auch diese Steigerung der eigenen Wirtschaftsmacht war schon lange vor dem Krieg im Gange, etwa über das chinesische neue Seidenstraßen-Projekt.

Weiterhin werden chinesische Einkäufer Abhängigkeiten der Russen im wirtschaftlichen Bereich natürlich zur Verbesserung des eigenen Geschäftsergebnisses auf russische Kosten nutzen. Etwa den Einkauf von Öl und Gas mit kräftigen Rabatten, da Moskau nun die westlichen Alternativkunden fehlen. Aber all das ist eher eine Folge des Kapitalismus und weniger ein Zeichen für ein russisches Vasallentum oder einen Marionettenstaat.