Warum beim Heizungsgesetz auch um Holz- und Pelletöfen gestritten wird
FDP fordert, Holz und Biomasse nicht länger zu diskriminieren. Umweltverbände hingegen sprechen Holz die Nachhaltigkeit ab. Plant die EU-Kommission eine Wärmepumpenpflicht?
In der Diskussion um das umstrittene Heizungsgesetz sind zuletzt versöhnliche Töne aus der Regierungskoalition gekommen. SPD, Grüne und FDP suchen weiter nach Wegen, um das Gesetz noch vor der parlamentarischen Sommerpause durch den Bundestag zu bekommen.
Eine Sprecherin der Liberalen wollte laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) aber eine konkrete Einigung nicht bestätigen. In einem Medienbericht hieß es zuvor, die Chefs der drei Parteien hätten bei einem vertraulichen Treffen besprochen, dass das Heizungsgesetz noch vor der Sommerpause durch Bundestag und Bundesrat soll.
Ganz oben auf der Agenda der FDP steht eine klare Zusage im Heizungsgesetz für Holz und Biomasse. Der bau- und wohnungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Daniel Föst, sagte der Augsburger Allgemeinen vom Mittwoch:
Eine erste Lesung ist möglich, wenn wir uns auf gemeinsame Zielpfade einigen können, zum Beispiel, dass im Gesetz Holz und Biomasse nicht länger diskriminiert werden, Hausbesitzer angemessene Übergangsfristen beim Heizungsaustausch erhalten und Ausnahmen gegen eine Überforderung nicht nur für Hochbetagte gelten.
Weder im Bestand noch im Neubau sollten Holzheizungen verboten oder diskriminiert werden. Auch Biomethan und alle Biogas-Derivate müssten im Heizungsgesetz als erneuerbare Energien gelten.
Umweltverbände gegen Holzheizungen
Gegen diese Bestrebungen laufen nun Umweltorganisationen Sturm. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Greenpeace, Nabu, Robin Wood und WWF veröffentlichten am Mittwoch eine gemeinsame Erklärung.
In ihr warnen sie davor, Holz oder Holzpellets als nachhaltig einzustufen und sie zu fördern. Holz dürfe nicht im Ofen landen, wolle man die Klimaziele erreichen und die Artenvielfalt erhalten.
Wälder seien in Deutschland und global übernutzt, heißt es in der Erklärung. Statt einer CO₂-Senke zu bleiben, würden sie immer mehr zu einer CO₂-Quelle. Durch die Nutzung von Holz werde zudem etwa die Entwaldung beschleunigt.
Würde der globale Energiebedarf nur mit Holz gedeckt, wären die Wälder der Welt nach einem Jahr nahezu ausgelöscht. Deutschland importiert schon jetzt enorme Mengen an Holz. Die EU- Holzernte, die in die Verbrennung geht, ist von 40 Prozent in 2005 bereits auf 55 Prozent 2017 gestiegen.
Feuern mit Holz sei nicht klimafreundlich. Zwar werde nur das Kohlendioxid wieder freigesetzt, was zuvor vom Baum gebunden wurde. Doch die im Holz gespeicherte Energie sei geringer als in Kohle und Erdgas. Deshalb würde bei der Holzverbrennung bis zu doppelt so viel CO₂ freigesetzt, um die gleiche Wärmemenge zu erhalten.
Das freigesetzte CO2 kann erst sehr langsam über die nächsten Jahrzehnte in Bäumen wieder gebunden werden – Zeit, die wir im Klimaschutz nicht haben, insbesondere mit Blick auf Kipppunkte. Mit Holz zu heizen, ist daher kein Beitrag zum Klimaschutz.
Der Entwurf zum Heizungsgesetz sieht vor, dass von Anfang 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Im kommenden Jahr wird voraussichtlich der Wechsel von Hunderttausenden Heizungsanlagen fällig. Und das macht die Diskussion, was als erneuerbare Energiequelle anerkannt wird, dringend, aber auch brisant.
Plant EU-Kommission Zwang zur Wärmepumpe?
Ohne Zweifel dürfte sein, dass die Wärmepumpen den Großteil der neuen Heizungen ausmachen werden. Darauf deuten auch Pläne der EU-Kommission hin. Die Bild-Zeitung hatte kürzlich über die Novelle der "Ökodesign-Richtlinie" berichtet, an der Brüsseler Beamte arbeiten.
In dem Bericht hieß es unter anderem, dass beim Einbau von neuen Heizungen fast ausschließlich Wärmepumpen erlaubt werden sollen. Neu eingebaute Heizungen sollen demnach ab 2029 mindestens "115 Prozent Wirkungsgrad" haben.
Nach Einschätzung von Experten scheiden damit Öl- und Gasheizungen aus, weil ihr Wirkungsgrad unter 100 Prozent liege. Auch Holz- und Pelletheizungen dürften damit aus dem Rennen sein. Denn physikalisch können Brennstoffkessel nicht mehr Energie erzeugen, als ihnen zugeführt wird. Das wird aber gefordert.
Dass daraus die Pflicht zu einer Wärmepumpe abgeleitet werden kann, ist für die EU-Kommission irreführend. Ein Sprecher betonte gegenüber dpa: "Unser Vorschlag ist technologieneutral".
Neue Gasheizkessel seien zulässig, wenn sie mit Solarthermie oder Wärmepumpen kombiniert würden. "Bereits existierende Heizungen sind ohnehin von diesen Bestimmungen nicht erfasst", so die Kommission.
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