Warum ein Obstbauer die Bundesregierung verklagt

Seite 2: Klagen von Bauern wegen Klimawandels abgewiesen

Die Folge sind ein früherer, stärkerer Befall und zum Teil mehr Generationen von Schädlingen." Obwohl die Sachlage also klar ist, wurde die Klage der Blohms 2019 abgewiesen. Die formaljuristische Begründung des Berliner Verwaltungsgerichts: Den Bauern fehle es an der Klagebefugnis.

Wegen des sich erwärmenden Klimas wachsen in Deutschland bereits neue Obst- und Gemüsearten: Im Alten Land werden neuerdings auch Aprikosen und Nektarinen geerntet. In Velten, nördlich von Berlin, hat ein Bauer zunehmenden Erfolg mit Melonen. In Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern, gedeihen Süßkartoffeln mittlerweile auch im Freiland. In Unterdallersbach in Mittelfranken baut ein Landwirt Safran an, eine Gärtnerei in Neufarn bei München Ingwer. Und in etlichen Schrebergärten wachsen längst Feigen, Kiwi oder Physalis.

Doch südliche Sorten sind mehr noch als einheimische empfindlich für Kälteeinbrüche im Frühjahr: "Donner und Fröste im Wonnemond, Müh’ und Arbeit wenig lohnt", besagt eine Bauernregel. 2019 schneite es Anfang Mai etwa im Siegerland, im Harz, in Sachsen. 2020 sanken im Mai die Temperaturen in Thüringen fünf Grad unter den Gefrierpunkt.

Spätfrost ist in unseren Breiten nicht unüblich, als "Eisheilige" haben die traditionell kalten Tage Mitte Mai sogar seit Jahrhunderten einen eigenen Namen. Künftig dürfte Spätfrost sogar noch häufiger auftreten. Der Klimawandel beschert uns nämlich nicht nur heißere Sommer, sondern Studien zufolge auch mehr Kälteeinbrüche im Frühjahr. In den vergangenen Jahren habe es zum Beispiel beim Hopfen und im Obstanbau erhebliche Schäden durch Spätfröste gegeben, sagt der Münchner Professor Hans Pretzsch.

Die wirtschaftlichen Folgen seien enorm. "Allein ein einziger Spätfrost im Frühjahr 2017 verursachte in Europa ökonomische Verluste von 3,3 Milliarden Euro, von denen nach Angaben der Münchner Rückversicherung nur 18 Prozent versichert waren." Gleichzeitig wird sich der Beginn der Obstblüte laut Klimamodellen noch stärker nach vorn schieben, bei Apfelbäumen in Hessen zum Beispiel bis Ende des Jahrhunderts um weitere zwei Wochen.

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