Was ist, wenn China nicht aufsteigt und dadurch gefährlicher wird?

Seite 2: Eindämmung als Antwort auf chinesische Bedrohung?

Historische Vergleiche heranziehend kommen die Autoren dann zu dem Schluss, dass die wichtigste außenpolitische Herausforderung für die Vereinigten Staaten in den nächsten zehn Jahren darin bestehen wird, herauszufinden, wie man mit einem China umgeht, das – wie Deutschland 1914 und Japan 1941 – die Aussichten einer regionalen und vielleicht globalen Vorherrschaft entgleiten sieht.

Das Buch hat sich eine ambitionierte Aufgabe vorgenommen und daher gibt es viel Gutes darin zu entdecken. Der Fokus auf den Höhepunkt oder das Plateau Chinas – im Gegensatz zum Aufstieg – ist besonders Erkenntnis stiftend, da er uns zwingt, über die strategischen Implikationen einer nach wie vor unterschätzten Wende in Chinas Entwicklung nachzudenken.

Wie jedes ehrgeizige Buch beruht jedoch auch dieses auf einer Reihe von Annahmen, Behauptungen und Argumenten, die konzeptionell und/oder empirisch infrage gestellt werden können. Sie betreffen vor allem die Schlussfolgerungen der Autoren zu den Auswirkungen des "Peak China" auf den internationalen Frieden und die Sicherheit. In historischer Analogie kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass das nächste Jahrzehnt eine Phase erheblicher Gefahr sein wird, ähnlich wie die Jahre unmittelbar vor 1914 und 1941 – und mit demselben Kriegsrisiko behaftet.

Zumindest abstrakt betrachtet ist an sich nichts falsch daran, diese Art von historischer Analogie zu verwenden, um eine aktuelle geopolitische Dynamik zu beleuchten. Der Teufel steckt jedoch im Detail. Fehlerhafte oder falsche Vergleiche können entstehen, wenn man einen Fall mit einem anderen parallelisiert, obwohl die Unterschiede zwischen den beiden Fällen die Ähnlichkeiten überwiegen.

Zudem kann es zu Verzerrungen führen, wenn man eine Version eines historischen Falles als objektive Geschichte behandelt, obwohl es in Wirklichkeit mehrere konkurrierende Versionen der Erzählung gibt. Jede dieser Versionen führt dann zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen der gegenwärtigen Konflikt-Dynamik.

Die Autoren sind genau diesem Fehlschluss zum Opfer gefallen, indem sie sehr selektiv eine von vielen Theorien heranziehen, die den Ausbruch des Krieges 1914 und 1941 erklären sollen, um damit die Gefahren im Zusammenhang mit Chinas bevorstehendem Niedergang zu analysieren. Da ich viele Jahre lang an Colleges Kurse über die Politik rund um die Weltkriege geleitet habe, bin ich vertraut mit einer Vielzahl theoretischer Erklärungen für die Ursachen dieser Kriege, die wenig oder gar nichts mit den deutschen oder japanischen Ängsten vor einem relativen Niedergang zu tun haben.

Die Tatsache, dass die Autoren die bequemsten Erklärungen für diese Kriege einfach als realen Ablauf der Dinge behandeln und dann zu dem Schluss kommen, dass wir jetzt in eine ähnliche Periode erhöhter Risiken eintreten, mag zwar auf den ersten Blick überzeugend sein, ist aber alles andere als stimmig.

Auch bei der Frage, wie Washington auf ein schwächelndes China reagieren sollte, beruft sich das Buch Danger Zone auf eine weitere schiefe Analogie – den Kalten Krieg – als strategische Orientierung. Das Argument lautet, dass die Vereinigten Staaten, so wie sie die westliche Welt anführten, um den Wirkungskreis der Sowjetunion bis zu ihrem Zusammenbruch einzudämmen, nun auch die demokratischen Staaten anführen müssten, um China einzudämmen, bis auch dieses Land keine Bedrohung mehr darstellt.

Obwohl die Autoren ihre Argumentation auf verschiedene Weise relativieren, ist das Ergebnis klar: Eine umfassende Eindämmung ist die beste Strategie für den Umgang mit einem schwächelnden China. Aber aus Gründen, die ich an anderer Stelle dargelegt habe, ist auch das ein sehr problematischer Ansatz – einer, der die Gefahr von Überdehnung und Provokation beinhaltet.

Das Résumé? Wenn Sie auf der Suche nach einer Kritik des Narrativs vom "hundertjährigen Marathon" Chinas sind, brauchen Sie nicht weiterzusuchen. Danger Zone ist zweifellos ein wertvolles Gegenmittel zu den vereinfachenden Vorstellungen über Chinas Aufstieg, die derzeit im Umlauf sind. Wenn Sie jedoch nach Lösungen für diese neue Herausforderung suchen, werden Sie wahrscheinlich enttäuscht sein. Ich zähle mich zu den Letzteren.

Der Artikel erscheint in Kooperation mit Responsible Statecraft. Übersetzung: David Goeßmann.