Wasser - woher, wozu, wohin

Der Wasserkreislauf der Natur und der Mensch als Nutzer und Verschmutzer

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Obwohl Wassersparen in deutschen Toiletten seit Jahren vielfach so angesagt ist wie Mülltrennen und in der Praxis dazu führt, dass in vielen Kommunen die Abwasserkanäle regelmäßig mit Frischwasser gespült werden müssen, um sie vor der Verstopfung durch Fäkalien zu schützen, wird der Wasserverbrauch überall dort konsequent ignoriert, wo er für den Verbraucher nicht direkt sichtbar ist. So werden für die Herstellung eines Kilos Pulverkaffee je nach Anbauregion, Sorte und Verarbeitungsverfahren bis zu 20000 Liter benötigt. Dagegen ist die Wassermenge in den Kaffeetassen schon fast vernachlässigbar.

Im ersten Teil dieses Dreiteilers zum Thema Wasser steht die Herkunft des Wassers im Vordergrund. Das deutsche Wort "Wasser" wird zurückgeführt auf das indogermanische "wadar", "uédōr" oder "uódōr". Auch das altgriechische "hydor" und das lateinische "aqua" gehören zu dieser Wortfamilie. Im Alt- und Mittelhochdeutschen steht "wazzar" für das Feuchte, das Fließende. Englisch wurde daraus "water", für die Schweden "vatten" und bei den Russen wurde daraus "vodá", in der Verkleinerungsform "vodka" (Wässerchen) auch hierzulande bekannt.

Welche Bedeutung Wasser für alles Leben hat, war schon den Einwohnern im alten Ägypten bekannt. Die Babylonier sahen im Wasser den Ursprung des Lebens. Im Altertum wurde die ganze Erde als im Wasser liegende oder auf dem Wasser schwimmende Insel wahrgenommen. So ist es wenig verwunderlich, wenn der bei Aristoteles (384 v. Chr. - 322 v. Chr.) wiedergegebene erste bekannte Naturphilosoph Thales von Milet (ca. 625 - 545 v. Chr.) eine Elementenlehre vorstellt, die das Wasser als den Urstoff beschreibt. In den abendländisch geprägten Naturwissenschaften wird das Medium Wasser meist als Ausgangspunkt des Lebens betrachtet. Das ersten Leben entwickelte sich nach dieser Vorstellung im Wasser. Vor etwa 400 Millionen Jahren kamen dann die ersten Lebewesen aus dem Wasser an Land.

Brauchwasser für Landwirtschaft und Industrie

Auch wenn man auf dem Land inzwischen vielfach große Beregnungsanlagen auf Agrarflächen sieht, so ist die Wassergewinnung zu Bewässerungszwecken mit einem Anteil von 0,4 Prozent an der insgesamt in Deutschland gewonnenen Wassermenge nur von geringer Bedeutung. Der landwirtschaftliche Wasserbedarf konzentriert sich dabei auf die Bundesländer Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz, wo zwei Drittel den landwirtschaftlichen Wasserbedarfs anfallen. Der weitaus größte Anteil entfällt mit 65,1 Prozent auf die Wassergewinnung für die Kühlung von Wärmekraftwerken, weitere 20 Prozent decken den Wasserbedarf der Industrie. Die öffentliche Wasserversorgung für die privaten Haushalte ist nur mit 14 Prozent am gesamten Wasserverbrauch beteiligt.

Nicht nur beim privaten Wasserbedarf in Deutschland wurde der Durchschnittsverbrauch in den vergangenen Jahren deutlich reduziert - auch der industrielle Wasserbedarf ist kontinuierlich zurückgegangen. Nutzten verarbeitendes Gewerbe und Bergbau im Jahre 2001 noch 7,8 Mrd. m3 Wasser, so reduzierte sich der Wasserbedarf im Jahr 2010 auf rund 5,05 Milliarden. Hauptquelle der industriellen Wasser-Eigenförderung sind Oberflächengewässer.

Trinkwassergewinnungsanlage in Essen. Foto: Maschinenjunge. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Der Rest wird aus Grundwasser und sogenanntem Uferfiltrat bezogen. Bei Uferfiltrat handelt es sich um Wasser, das im Uferbereich eines Flusses durch ein natürliches oder künstlich geschaffenes Sandbett gefiltert und somit teilweise von Verunreinigungen befreit wird. Im Gegensatz zum Grundwasser hat es nur einen kurzen Weg im Untergrund zurückgelegt und wird kontinuierlich aus dem naheliegenden Oberflächengewässer versorgt.

Bei dem direkt in Produktionsprozessen eingesetzten Frischwasser ging der Verbrauch in den vergangene 25 Jahren deutlich zurück. Dazu hat der zunehmende Einsatz von Kreislaufsystemen beigetragen, der zu einem Nutzungsfaktor von etwa 5 geführt hat - d.h. es wurde der 5-fache Nutzen mit dem eingesetzten Wasser erzielt. Der betriebliche Brauchwasserbedarf wird sowohl aus den öffentlichen Wassernetzen als auch aus firmeneigenen Tiefbrunnen gedeckt.

Neben Grund- und Quellwasser wird - in erster Linie im Bereich der Energiewirtschaft - in großem Umfang Oberflächenwasser eingesetzt. Je nach Verwendungszweck muss das gewonnene Wasser gereinigt und aufbereitet werden.Der Rückgang des industriellen Wasserverbrauchs ist jedoch nicht nur den effizienteren Produktionsverfahren in Deutschland geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass immer mehr Produktionsprozesse ins kostengünstigere Ausland verlagert wurden, wo sie sich in einem erhöhten Wasserbedarf niederschlagen.

Wo kommt das Wasser für die Haushalte her?

Deutschland ist im Vergleich zu anderen Ländern ein wasserreiches Land. Im langjährigen Mittel stehen pro Jahr etwa 182 Milliarden m3 Wasser zur Verfügung. Dieses Wasserangebot errechnet sich aus der Differenz von Niederschlag und Wasserverdunstung (bezogen auf die Fläche der Bundesrepublik Deutschland) zuzüglich des Wasserzuflusses aus Nachbarstaaten. Derzeit werden etwa 20 Prozent des jährlichen Wasserangebote dem Wasserkreislauf entnommen und diesem nach Gebrauch wieder zugeführt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass über drei Viertel des Wasserangebots nicht genutzt werden. Die öffentliche Wasserversorgung, nutzt bezogen auf das gesamte Wasserangebot nur 3 Prozent der zur Verfügung stehenden Wassermenge .

Die Unternehmen der öffentlichen Wasserversorgung beziehen etwa 74 Prozent aus Grund- und Quellwasser, 5 Prozent aus Uferfiltrat und weitere 21 Prozent aus Oberflächenwassern. Grundwasser, das durch Pumpbrunnen aus der Tiefe gefördert wird, ist dabei mit einem Anteil von etwa 65 Prozent die Hauptressource für die Wassergewinnung der öffentlichen Wasserversorgung in Deutschland. Begrenzt wird die mögliche Grundwasserentnahme durch die natürliche Grundwassererneuerung.

Knapp 12 Prozent des für die Trinkwasserversorgung genutzten Wassers werden aus Seen und Talsperren entnommen. Angereichertes Grundwasser, welches überwiegend aus planmäßig versickertem Oberflächenwasser besteht und nach einer natürlichen Bodenpassage wieder zu Tage gefördert wird, macht etwa 8 Prozent aus. Der Anteil des Uferfiltrats beträgt etwa 5 Prozent und 1 Prozent ist Flusswasser, das nach Aufbereitung für die Trinkwasserversorgung zur Verfügung steht. Quellwasser, das ist Grundwasser, das in einer Quelle zutage tritt, liefert etwa 9 Prozent des Wasserbedarfs.

Im zweiten Teil geht es um die Wassernutzung - mit dem Schwerpunkt auf den sogenannten virtuellen Wasserverbrauch, der den meiste Verbrauchern kaum bewusst ist.

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