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Wieso alle Lara zu ihrem zehnten Geburtstag gratulieren
Irgendwann kam er, der Zeitpunkt, da habe ich mich in sie verliebt. Doch leider ist diese Liebe eine, die niemals erwidert werden wird – denn ich habe mich in Lara Croft verguckt! Da es nun zehn Jahre her ist, dass wir sie durch ihr erstes Abenteuer steuern durften, schenkt uns das Entwicklerstudio Crystal Dynamics ein Remake des Debüts; mit dem schlichten Zusatztitel „Anniversary“.
Ja, so ein Geburtstag, das ist was Feines. Alle kommen, um einem zu gratulieren. Wer in diesen Tagen das Internet mit den Stichworten „Lara Croft“ oder „Tomb Raider“ durchsucht, wird feststellen, dass es unzählige Verehrer der Cyber-Ikone gibt. Alle berichten über ihr Jubiläum. Da stellt sich bei einem der Eindruck ein, als gäbe es Lara tatsächlich, als sei sie eine reale Person. Und genau das ist das Besondere daran: Kaum einer anderen Figur, die aus Nullen und Einsern besteht, wird so viel Aufmerksamkeit in der Medienwelt geschenkt. Der Grund ist offensichtlich: Es ist eine Frau!
Allerdings ist Lara eine von diesen Frauen, die Mann sich nur auf dem Bildschirm wünscht. Denn was will man mit einer Freundin, die so gut wie nie zuhause ist? Lara ist aber nicht nur immer auf Achse, sie schwebt sogar ständig in Lebensgefahr. Daraus entsteht eine Spannung, die die Games überhaupt erst erlebenswert macht. Wer will schon solch ein hübsches Wesen in Felsschluchten stürzen sehen? Der Aufprall am Boden ist nämlich nicht gerade schön anzusehen. Höchstens Dr. House hätte daran Gefallen…
Schön anzusehen war Lara bei ihrem ersten Auftritt nicht. Irgendwie haben die Pixel jegliche Erotik versaut. Selbst noch beim dritten Game war das so. Dennoch hat Lara es geschafft, Cover von Lifestylemagazinen und Modezeitschriften zu zieren. Sogar einen Auftritt in einem Musikclip hatte sie; in „Männer sind Schweine“ hat sie sich mit den „Ärzten“ gekloppt. Das hat zum Erfolg der digitalen Heldin geführt. Schließlich hätten dies die Games allein nicht geschafft. Dafür gab es viel zu viel an ihnen auszusetzen. Neben Bugs und Clipping-Fehlern fällt einem da sofort die Steuerung ein, die zuweilen tierisch genervt hat.
Mit „Anniversary“ wollen die britischen Entwickler das jetzt ausbügeln. All jenen, die damals am liebsten ihre PlayStation aus dem Fenster geworfen hätten beziehungsweise wild auf ihre PC-Tastatur eindroschen, wird schließlich ein Remake des Debüts geboten, das auf eine modifizierte Version der Engine von „Tomb Raider: Legend“ aufgesetzt wurde. Obendrein plaudern Lara-Schöpfer Toby Gard und Kollegen aus dem Nähkästchen. Super? Denkste! Den Kommentar muss man leider erst freischalten…
All jene, deren Herz für Lara höher schlägt, dürften an dem aufgemotzten Game durchaus Gefallen finden. Die getestete PlayStation2-Version machte zumindest einen sehr guten Eindruck. Interessant ist, dass es in gewisser Weise eine Reise in eine Zeit ist, in der die Spielideen noch weitgehend unverbraucht waren. Betätigte Lara etwa damals eine große Zahnradapparatur an einer Felswand, dann hatte das etwas Magisches. Heute ist es jedoch nichts anderes als ein Element, dem man in etlichen Games immer wieder aufs Neue begegnet.
Klar, das Rad hat die „Tomb Raider“-Reihe sowieso nicht neu erfunden. Dafür sind die Parallelen zu Indiana Jones viel zu groß. Der Erfolg Laras geht vielmehr darauf zurück, dass es sich bei ihr um einen weiblichen Helden handelt, der so viele Attribute in sich vereint, wie sie kaum ein echter Mensch auf einmal hat: Sie ist athletisch, gebildet, mutig, schön, souverän, stark und wortgewandt. Würde ein Mann einer solchen Frau gegenüberstehen, er würde sehr wahrscheinlich kein Wort über die Lippen bringen. Deshalb schreiben wir auch alle so viel über Lady Croft.