Weiter anhaltende schwere Dürre

Seite 2: Frühjahr zu trocken

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Bilanz ziehen auch die Meteorologen, für die mit dem Mai auch das Frühjahr zu Ende ging. Dies war einmal mehr viel zu trocken, heißt es beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Die Monate März bis Mai gehörten zusammen im Mittel über das ganze Land zu den sechs niederschlagärmsten seit 1881.

Bereits zum siebenten Mal in Folge sei zudem der Frühling gemessen am langjährigen Mittelwert zu trocken gewesen. Üblich seien 186 Liter pro Quadratmeter, gefallen ist hingegen nur gut die Hälfte. Im Thüringer Becken, im Windschatten des Harzes und an der vorpommerschen Ostseeküste sei zum Teil nicht einmal ein Drittel des Solls gefallen. Nur im südlichen Schwarzwald, am Alpenrand und im Spessart sah es deutlich besser aus.

Entsprechend zeigt der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung besonders für die etwas tieferen Bodenschichten bis 1,8 Meter für fast das ganze Bundesgebiet schwere, extreme oder außergewöhnliche Dürre an. Da ist es kaum verwunderlich, dass schon im April im niedersächsischen Emsland der erste Wald brannte. Aktuell gab es rund um Pfingsten Waldbrände unter anderem im Harz, in Hessen, auf Usedom, an verschiedenen Stellen in Brandenburg und in Bayern.

Hohe Priorität für Klimawandel

Kein Wunder also, wenn sich viele Menschen ernsthaft Sorgen machen und mehr Klimaschutz fordern. Die Regierung in Nordrhein-Westfalen meint zwar offensichtlich, Datteln 4 anschalten zu können und sich nicht weiter um die Klimaproteste kümmern zu müssen, doch Meinungsumfragen sprechen eine andere Sprache. Für die Deutschen steht der Klimawandel weiter ganz oben auf der Listen der Prioritäten.

Das ist das Ergebnis einer Befragung, die Allensbach im Auftrag der Tageszeitung "Welt" durchgeführt hat. Demnach antworteten, befragt nach ihren persönlichen Ängsten, 34 Prozent, dass sie sich persönlich große Sorgen über den Klimawandel machten. Die Infektion mit dem Corona-Virus landete mit 30 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von Einkommensverlusten (26 Prozent) und lebensbedrohlichen Krankheiten (22 Prozent) und Überwachung durch den Staat (20 Prozent).

Ansonsten ergab die Umfrage eine hohe Zustimmung zum Krisenmanagement der Bundesregierung von 74 Prozent auf der einen Seite und auf der anderen, dass ein gutes Viertel der Bevölkerung der Meinung ist, dass "es bei den Maßnahmen gegen die Corona-Krise um etwas ganz anderes geht als das, was Politik und Medien sagen". Davon abgesehen sind aber 86 Prozent der repräsentativ ausgewählten Befragten der Ansicht, dass mehr Geld in Schulen und Ausbildung, und 84 Prozent, dass mehr in das Gesundheitssystem gesteckt werden muss. Auch für Umweltschutz und Digitalisierung will eine Mehrheit mehr Mittel fließen sehen.

Man könnte es auch so formulieren: Während die Bundesregierung neun Milliarden Euro ausgibt, damit die Lufthansa AG gerettet wird, die aber tausende Beschäftigte entlässt, während Wirtschaftsminister Peter Altmaier bis Jahresende fünf Milliarden Euro ausgeben möchte, damit der gehobene Mittelstand einen Kaufanreiz für neue Pkw bekommt, die bis zu 77.350 Euro kosten dürfen, will die zum Teil überwältigende Mehrheit der Bevölkerung mehr in Gemeinwohl und Umweltschutz investiert sehen.

Doppelt verschaukelt

Über die jüngsten Fridays-for-Future-Proteste hatten wie bereits gestern berichtet. Anlass waren Gespräche im Koalitionsausschuss der Berliner Regierung über Hilfen für die deutsche Automobilbranche. Bei denen muss am gestrigen Dienstag ziemlich verbissen gerungen worden sein. Neun Stunden reichten nicht, um zu einem Ergebnis zu kommen. Am heutigen Mittwoch soll es weiter gehen.

Die jungen Menschen, die am gestrigen Dienstag erneut versuchten, sich Gehör zu verschaffen, fühlen sich doppelt und dreifach verschaukelt. Ihr massenhafter Protest - letztes Jahr brachten sie Ende September 1,4 Millionen Menschen auf die Straße - wird völlig ignoriert, ein neues Kohlekraftwerk ans Netz genommen und auch noch neue Schulden aufgenommen, um dem wohlhabenderen Teil der Bevölkerung den Kauf von SUV schmackhaft zu machen. Schulden, die zudem künftige Generationen werden abtragen müssen, das heißt, vor allem die Generation, die noch in der Schule ist.

Interessant war derweil, dass die FFF-Bewegung, anders als die Umwelt- und Friedensbewegungen der späten 1970er und 1980er Jahre, alles andere als eine 1-Punkt-Bewegung ist. In Hamburg wurde das zum Beispiel an einer Aktion deutlich:https://twitter.com/fff_hamburg/status/1267796026964037632?s=20 mit der gegen die Ermordung von George Floyd im US-amerikanischen Minneapolis protestiert und Verbundenheit mit den dortigen Demonstrationen gegen Rassismus gezeigt wurde.

Zuletzt vielleicht noch der Hinweis auf ein lesenswertes Interview mit Carla Reemtsma, einer der der Organisatorinnen der Fridays-for-Future-Proteste über Klimakrise, Corona, enttäuschte Hoffnungen, konservativen Backlash und die Zukunft der Jugendbewegung.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.