Goldene Ähren, dunkle Flecken: Wodurch Weizen bedroht ist
Der Klimawandel begünstigt Pilzkrankheiten. Die globale Weizenproduktion gerät dadurch unter Druck. Das sind die Hintergründe.
Weizen, das goldene Korn, das die Menschheit seit Jahrtausenden ernährt, ist mehr als nur eine Pflanze – es ist ein Symbol für Kultur, Wohlstand und Leben. Als eine der ältesten und am weitesten verbreiteten Kulturpflanzen der Welt spielt das Getreide eine zentrale Rolle für die Ernährung der Weltbevölkerung.
Weizen im Zentrum globaler Herausforderungen
Im vergangenen Jahr stand Weizen im Mittelpunkt der internationalen Politik, weil der Krieg in der Ukraine den Export aus der Ukraine und Russland beeinträchtigte. Eine Pilzkrankheit könnte nun dafür sorgen, dass die Weizenernte auch in den kommenden Jahren im Blickpunkt steht.
Wheat Blast, auch Weizenbrand genannt, breitet sich aus. Ein internationales Forscherteam um Senthold Asseng von der Technischen Universität München (TUM) prognostiziert: Bis 2050 könnte die weltweite Weizenproduktion durch die Pilzkrankheit um 13 Prozent sinken. Das hätte dramatische Folgen für die Welternährung.
Weltweit wird auf rund 222 Millionen Hektar Weizen angebaut. Jährlich werden rund 779 Millionen Tonnen dieses Getreides geerntet.
Klimawandel: Eine wachsende Bedrohung für Weizen
Wie andere Pflanzen ist auch Weizen von Krankheiten bedroht, die sich aufgrund des Klimawandels schneller ausbreiten als noch vor einigen Jahren. In feuchtwarmen Regionen hat sich der Pilz "Magnaporthe oryzae" zu einer ernsthaften Gefahr für die Weizenpflanzen entwickelt.
Die Krankheit äußert sich in Form von dunklen Flecken auf den Blättern und Ähren des Weizens, die darauf hinweisen, dass die Zellen der Pflanze an diesen Stellen abgestorben sind. Qualität und Quantität der Körner werden dadurch deutlich vermindert. Weil sich der Pilz schnell verbreitet, wird er zu einer wachsenden Bedrohung für die globale Ernährungssicherheit.
Weizenbrand: Eine weltweite Ausbreitung
Der Pilz wurde erstmals 1985 in Brasilien entdeckt. Ursprünglich befiel er Reispflanzen, hat sich dann aber an Weizen angepasst. Seit seiner Entdeckung hat er sich in verschiedene Teile der Welt ausgebreitet, zunächst in die Nachbarländer. Die ersten Fälle außerhalb Südamerikas traten 2016 in Bangladesch und 2018 in Sambia auf.
Gefährdete Regionen und die Zukunft des Weizens
Die Forscher um Senthold Asseng haben modelliert, wie sich der Pilz künftig ausbreiten könnte. Am stärksten betroffen wären dann Südamerika sowie der Süden von Afrika und Asien. Bis zu 75 Prozent der Weizenanbauflächen in Afrika und Südamerika könnten künftig gefährdet sein.
Auch Länder wie Argentinien, die bisher nur wenig betroffen waren, sehen sich einer wachsenden Bedrohung gegenüber. Der Pilz breitet sich auch in Ländern und Regionen aus, die bisher verschont geblieben sind. Dazu gehören Uruguay, Mittelamerika, der Südosten der USA, Ostafrika, Indien und Ostaustralien.
Für einige Regionen ist das Risiko nach dem Modell gering. Dazu gehören Europa und Ostasien – mit Ausnahme von Italien, Südfrankreich, Spanien und den feuchtwarmen Regionen Südostchinas.
Klimawandel als zweischneidiges Schwert
Umgekehrt kann dort, wo der Klimawandel trockenere Bedingungen mit häufigeren Hitzeperioden über 35 Grad Celsius bringt, das Risiko für Weizenbrand auch abnehmen. Hitzestress reduziert dann allerdings das Ertragspotenzial.
Einige Regionen sind doppelt betroffen. Während die Ernährungssituation dort schon heute eine große Herausforderung darstellt, steigt die Nachfrage nach Weizen vorwiegend in städtischen Gebieten.
Neue Strategien in der Landwirtschaft
Die Landwirte werden sich an die neue Situation anpassen müssen, wenn sie keine finanziellen Einbußen hinnehmen wollen. Sie könnten auf robustere Pflanzen umsteigen. Im mittleren Westen Brasiliens wird Weizen bereits durch Mais ersetzt. Auch Weizensorten, die gegen Weizenbrand resistent sind, werden bereits gezüchtet.
Weizenbrand und Klimawandel: Ein neues Modell
Diese Studie ist die erste ihrer Art. Bisherige Studien zu Ertragsveränderungen konzentrierten sich auf die direkten Auswirkungen des Klimawandels: steigende Temperaturen, veränderte Niederschläge, erhöhte CO2-Emissionen. Die Auswirkungen von Wheat Blast wurden bisher nicht berücksichtigt.
Das Forscherteam kombinierte nun ein Wachstums- und Ertragsmodell für Weizen mit einem neu entwickelten Modell für Wheat Blast, um ein umfassendes Bild der Situation zu erhalten. Umweltbedingungen wie das Wetter fließen dabei ebenso in die Berechnungen ein wie Daten zum Pflanzenwachstum.
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