Welt in Fluten: 2023 war das Jahr der globalen Eisschmelze

Seite 2: Kaum Entschädigung von reichen Ländern

Der Vorfall ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Nachlässigkeit von Behörden und Regierungen die Folgen des Klimawandels verschärfen kann. In diesem Fall war die Motivation eher wirtschaftlicher Natur, ein anderes Mal ist es einfach nur die Trägheit und Arroganz großer Apparate, hierzulande gepaart mit einer Politik klammer Kassen, die die Reichen und Superreichen nicht mit Steuern behelligen will und Vorsorge, sei es im Katastrophen-, sei es im Gesundheitsschutz, für zu teuer und daher verzichtbar hält.

Das war beim Juli-Hochwasser 2021 in Deutschland und Belgien zu sehen, als die lokalen Behörden nicht in der Lage waren, die Bevölkerung rechtzeitig zu warnen oder für ausreichende Absicherung der RWE-Kiesgrube in Erftstadt zu sorgen, oder schon 2005 in New Orleans als Hurrikan "Katrina" über Tausend Menschen tötete.

Weder hatte damals die US-Regierung, die bekanntermaßen unzulänglichen Deiche rechtzeitig erhöht, noch waren die lokalen Behörden seinerzeit in der Lage, eine geordnete Evakuierung zu organisieren.

Das Ganze hat durchaus System. Länder wie Deutschland oder die USA sind weder im Inland bereit, ausreichende Vorsorge zu leisten und ihre Bevölkerung zu schützen, noch sind sie bereit, für die von ihnen anderswo verursachten Schäden aufzukommen. Das zeigte sich einmal mehr auf der diesjährigen UN-Klimakonferenz Anfang Dezember in Dubai.

Nach jahrelangem Gerangel wurde endlich ein Fonds eingerichtet, aus dem es für arme Länder Unterstützung bei Verlusten und Schäden geben soll, die vom Klimawandel verursacht wurden. Nötig wären nach unterschiedlichen Schätzungen 100 bis 500 Milliarden US-Dollar im Jahr.

Doch zugesagt wurde nicht einmal eine Milliarde US-Dollar. Deutschland, das dem Braunkohlekonzern RWE das Abschalten seiner meist bereits abgeschriebenen Kohlekraftwerke mit 2,6 Milliarden Euro versüßen will, versprach für den Fonds 100 Millionen US-Dollar, die USA 17,6 Millionen.

Das scheint die "regelbasierte Welt" zu sein, von der Außenministerin Annalena Baerbock so gerne spricht. Derlei Politik fände sicherlich bei der AfD- und CDU-Klientel fiel Applaus, wenn sie nicht ausgerechnet von einer grünen Politikerin vertreten würde.

Man wundert sich doch, dass in Berlin niemand aufzufallen scheint, dass die zum Ausdruck gebrachte Heuchelei inzwischen wirklich vor aller Welt offen auf dem Tisch liegt.