Wenn überzogener Feminismus ins Gegenteil umschlägt
Seite 2: Ich erziehe schon die Kinder und wasche die Wäsche, das reicht
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Orchestriert von der Feministin Polly Dunning sah sich Maddie einer Vielzahl von Kommentaren ausgesetzt, die sie, nur weil sie einerseits ihrem Mann das Essen mitgab, aber auch davon ausging, dass andere Ehefrauen dies ebenso täten, als rückständig und dumm bezeichneten.
Die Kommentare reichten vom einfachen "Also, mein Ehemann kriegt das selber hin" über "Ich gebe meinem Ehemann das mit, was er mit mitgibt: Nichts", "Unser Tipp ist: hör auf, ihm das Essen mitzugeben" bis hin zu Anmerkungen, sie sei ein rückständige Ehefrau aus den 50ern oder gar ein Sklave."
Für Maddie war dies befremdlich. Ihre Reaktion auf Facebook wirkte schon defensiv und erklärend, fast rechtfertigend, wenn sie ihre eigene Situation beschrieb, als ginge es ihr darum, zu erläutern, warum sie die Sandwiches bzw. den Lunch für ihren Mann zubereitet, anstatt den Anfeindenden einfach zu erklären, dass sie dies nichts anginge. Sie erläuterte nicht nur, dass ihr Mann und sie Geld sparten, um sich ein Haus zu kaufen, sie lobte auch ihren Mann, der, trotz der physisch sehr anstrengenden Arbeit, im Haushalt mithelfe, jeden zweiten Tag das Abendessen zubereite und auch nachts aufstehe, um sich des Buben im Haus anzunehmen. Ihren Groll ob der Welle der Vorverurteilung merkt man, wenn man liest, wie sie letztendlich feststellt, dass ihr Mann sein Mittagessen verdiene, sie ihn liebe und es deshalb das Mindeste sei, dass sei ihm ein verfluchtes Sandwich mache.
The least I can do is make him a bloody sandwich. I love my man, he deserves to eat lunch and we can’t afford to eat out.
Polly Dunnings Ansicht, was es bedeute, eine Mutter zu sein, wirkt so, als würde, sobald ein Kind da ist, jegliches, was für den Partner getan wird, diese herabsetzen. Mutter zu sein, so Polly, die selbst mehrere Kinder hat, sei eine Rolle, die Frauen spielen. Diese bedeute jedoch nicht, irgendetwas für den Partner zu sein, schließlich sei die Mutter ja nicht die Mutter des Partners. Etliche Frauen gaben nicht nur Rezepte weiter, sie eilten auch Maddie zu Hilfe bzw. verurteilten die teilweise schon hasserfüllt wirkenden Kommentare der anderen.
So etwas macht eine moderne Frau nicht
Sicherlich kann die gesamte Episode als etwas angesehen werden, was einige Frauen unter Toleranz und Feminismus verstehen, und als Einzelepisode abgehakt werden. Doch so einfach ist es nicht. Die sogenannte "dritte Welle des Feminismus" hat sich, anders als die vorherigen, bei vielen Männern und Frauen gleichermaßen als etwas herausgestellt, das von der Grundidee, nämlich der freien Wahlmöglichkeit für Frauen, wie sie ihr Leben gestalten wollen, abgerückt ist und stattdessen frühere Verhaltensvorschriften durch neue zu ersetzen versucht (bzw. diejenigen angreift, die sich diesen nicht anschließen).
Die Art und Weise, wie dabei schon auf simpelste Bezeichnungen wie "Hubbie" (eventuell vergleichbar mit Göttergatte, Kleidung, Make-Up und dessen Nutzung oder unrasierte Beine - nicht nur werden teilweise banale Dinge zu einem Anzeichen für oder gegen Feminismus aufgebläht - es gilt, je nach Gusto, dann auch, die Agierenden wahlweise rigoros anzufeinden oder rigoros zu bejubeln. Die Grauzonen sind genauso verschwunden wie die Fähigkeit, sich freundlich auszudrücken.
Die "Shitstorms", wie sie heutzutage heißen, was im Endeffekt nichts anderes bedeutet als ein Drauflosstürmen als Gruppe, um den anderen mit Beleidigungen und mehr zu begegnen, sind trauriger Alltag geworden und es gilt ein "für oder gegen uns". Gerade bei vielen, die sich als Feministinnen sehen, sind dabei andere Frauen, so sie gegenteilige Ansichten vertreten, sofort zum Feind gehörig und werden dementsprechend angegangen. Dabei wird nicht nachgefragt, sondern nachgetreten, nicht diskutiert, sondern gedisst. Statt mehr Toleranz zu zeigen, gilt die Intoleranz denen, denen sie zur Last gelegt wird, die insofern ja "selbst schuld" sein sollen.
Diese Verhaltensweisen sind es, die letztendlich den Feminismus auch immer stärker in Verruf bringen. Eine Bewegung, die sich einst für mehr Toleranz und Miteinander einsetzte, ist nunmehr von vielen nur noch Grund dafür, jene Verhaltensweisen zu zeigen, die einst abgelehnt wurden und deren Abschaffung Ziel war. Dies führt aber dazu, dass der Rückhalt schwindet und die ursprünglichen Ziele immer schwerer zu erreichen sind. Wenn schon harmlosen Frage ob wohl andere Ehefrauen, die ihren "Hubbies" auch den Lunch zur Arbeit zubereiten, Rezepte hätten, zu einem Dauerfeuer an Anfeindungen führt, wie soll sich dann eine gemeinsame Basis für schwerwiegende Probleme und deren Lösungen finden lassen?
Der moderne Feminismus sollte zurück zu seinen Wurzeln finden und vor allen Dingen auch wieder Werte wie Toleranz und Akzeptanz hochhalten, vor allen Dingen aber sollte er eines: zuhören, nachfragen und konstruktiv und ohne einschüchternde Techniken agieren. Alles andere ist kontraproduktiv.