Wer kann die Welt ernähren?
Seite 4: Das globale Ernährungssystem steckt in einer Klemme
- Wer kann die Welt ernähren?
- Wissenschaftlich-technische Innovationen steigern die Bodenfruchtbarkeit
- "Landwirtschaft ohne Bauern" und wachsende Verflechtungen
- Das globale Ernährungssystem steckt in einer Klemme
- Wie kann dieses System reformiert werden?
- Auf einer Seite lesen
Die Erntemengen müssen wenigstens stabil gehalten werden, aber ohne dadurch die ökologische Krise zu verschärfen. Die Politisierung des Welthandels und die geopolitischen Rivalitäten setzen das System zusätzlich unter Druck.
Dass nicht weiter gehen kann wie bisher, bestreitet eigentlich niemand – nicht einmal die Lobbyisten der Konzerne, die von dieser Form der Welternährung profitieren.
Auf der "Grünen Woche" in Berlin präsentieren sich die Agrarverbände und Lebensmittelindustrie als problembewusste "Stakeholder". Eine echte "Agrarwende" kommt dennoch nicht in Gang.
Auch der DBV führt seine alte Politik unverändert fort: für Agrarexporte und staatliche Unterstützung, um auf dem Weltmarkt zu reüssieren, im Schulterschluss mit der verarbeitenden und vermarktenden Industrie, gegen ökologische Reformen, die höhere Kosten verursachen.
Gewinner und ihre Pfründe: das "System"
Widerstand gegen eine Landwirtschaft, die den Planeten nicht zugrunde richtet, kommt nicht nur von den Bauern, nicht einmal in erster Linie. Die "industrialisierte Landwirtschaft" in Deutschland und anderswo ist immer noch geprägt von familien- und mittelständischen Unternehmen.
Die eigentliche Industrialisierung und Monopolisierung fand bei den Zulieferern und den Abnehmern statt – Züchter, Agrarchemie (Pestizide, Düngemittel) und Agrartechnik, die Lebensmittelindustrie, die verarbeitet und veredelt.
Diese vor- und nachgelagerten Sektoren lagern die besonderen geschäftlichen Risiken aus, die mit der Landwirtschaft verbunden sind und erzielen deutlich höhere Gewinne. Sie werden zunehmend von transnationalen Oligopolen beherrscht.
Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2022 der ETC Group, einer kanadischen Nichtregierungsorganisation, decken vier Hersteller zwei Drittel des weltweiten Bedarfs an Agrarchemikalien.
Vier Firmen kontrollieren 60 Prozent des Marktes für Tier-Pharmazeutika. Zwei Unternehmen kontrollieren 40 Prozent des Saatgut-Marktes. Einer dieser beiden Saatgut-Hersteller ist Syngenta, seit 2017 im Besitz des chinesischen Staates und der größte Hersteller von Agrarchemikalien und Saatgut weltweit.
Bei den Abnehmern ist die transnationale Monopolisierung nicht ganz so stark, in den einzelnen Ländern dennoch erheblich. Der Marktanteil der vier großen Lebensmittelketten Edeka, Rewe, Lidl und Aldi liegt in Deutschland bei fast 90 Prozent.
Sie präsentieren sich ihren Kunden gegenüber dreist als ökologisch nachhaltig – "Jeder Einkauf ein kleiner Beitrag zur Rettung der Welt!" – während sie gleichzeitig die Erzeuger unter Preisdruck setzen.