Werbebanner als Kunst?
Ein neues Kleid für die Aufmerksamkeitsfallen im Netz
Im Web sind sie allgegenwärtig und beanspruchen einfach Aufmerksamkeit. Mal sind sie etwas unauffälliger, ein anderes Mal voller Aggression und nerven durch ihre Animation. Doch eines haben alle Banner gemein, sie kosten den User Ladezeit und sie wollen verkaufen. Um diese ungeliebten Erscheinungen auch einmal in ein anderes Licht zu rücken, ist im Frühjahr 2000 der Kunstbanner Preis 2000 ausgeschrieben worden. Jetzt wurden die Preisträger gekürt.
Auf die Idee, Werbebanner als Kunstform auszuzeichnen, können nur Marketingstrategen kommen. Gemeinsam mit dem ZKM (Zentrum für Kunst und Medientechnologie), der Online Community Metropolis und dem Deutschen Multimedia Verband e.V. wurde im Frühjahr ein Wettbewerb für den Kunstbanner Preis 2000 ausgeschrieben. Eingesandt wurden über 100 Arbeiten von Künstlern, Kunst-Studenten und Grafik-Designern. An Preisgeldern wurden insgesamt 10.000 DM ausgelobt.
Ein Banner mit der Hintergrundfarbe orange machte bei der Jury das Rennen. Die "Interaktive Leinwand" von Richard Gutleber aus Stuttgart ist nicht nur zum Betrachten gedacht, sondern fordert den User auf, die Maus langsam über die Fläche zu bewegen. Es entstehen pixelhafte Linien, die anschließend in einem kleinen Radius animiert werden. Untermalt wird das ganze von einer Klangcollage.
Die Evolution und der Darwinismus steht beim 2. Preisträger Thorsten Gröger aus Kassel im Vordergrund, bevor ein Pacman die Nullen und Einsen frisst. Wie so bei manchen Juryentscheiden inzwischen üblich, konnte man sich bei der guten Qualität der Einsendungen nicht zu einem klaren dritten Platz durchringen. Deshalb wurde er gemeinsam an Iris Gerstner aus München und den Österreicher Luzifer Altenberg vergeben. Dem Klaviertasten-Banner von Iris Gerster kann man unter dem Motto "mach doch selbst kunst!" eigene Töne entlocken. Ohne Sound ist das Banner von Luzifer Altenburg, hier provozieren sich lautlos plappernde Köpfe gegenseitig, bis sie vor Anstrengung rot anlaufen und fast zu platzen drohen.#
Der vierte Platz ging an Allan Dorr, der eine sozialkritische Moorhuhnvariante mit Sound präsentiert. Der Benutzer hat die Möglichkeit, auf eine schießbudenartig auftauchende Figur zu ballern. Nach drei Versuchen erscheint allerdings die Aufforderung "Genug" und "Stopp!" sowie schließlich die Frage "Was habe ich dir jemals getan?"
Mit den ersten Plätzen wurden also auch Kunstbanner bedacht, bei denen eine Interaktion möglich ist. Bei Werbebannern hütet sich der erfahrene User allerdings davor, landet er doch sonst prompt auf den entsprechenden Angebotsseiten. Die Kunstprodukte darf man allerdings ungestraft ausprobieren.