Wie Balkanpolitik und Ukraine-Krise Bulgarien ins Chaos stürzten

Seite 2: Konflikt mit russischer Botschafterin

Er ist als Abgeordneter der Partei der bulgarischen Türken, der "Bewegung für Rechte und Freiheiten" (DPS), bekannt dafür, nur zu ausgewählten Anlässen an Parlamentssitzungen teilzunehmen. Am Mittwochabend gab er sich nach langer Abstinenz mal wieder die Ehre, um dem Anti-Korruptionskabinett Petkov per Knopfdruck sein Misstrauen auszusprechen.

Die einzige Ausländerin im Bunde von Petkovs ironischer Danksagung ist Russlands Botschafterin in Sofia, Eleonora Mitrofanova. Sie hat die bulgarische Regierung seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine immer wieder mit provokanten Äußerungen gereizt

Vom euroatlantisch orientierten Flügel der Regierung kam deshalb zuweilen die Forderung auf, Mitrofanova als Persona non grata des Landes zu verweisen. Dass es dazu nicht kam, lag wohl an der sozialistischen Vize-Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Kornelia Ninova.

Die von Ninova angeführte BSP galt von Anfang an als eigentlich unsicherer Partner in der Koalition. Als sich ihr nach dem Beginn des Krieges die Frage nach militärischer oder ausschließlich humanitärer Unterstützung der Ukraine stellte, sprachen sich liberale oder konservative Kräfte in der Regierung für Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Ninovas Sozialisten drohten für diesen Fall mit ihrem Auszug aus der Koalition.

So sagte Premier Petkov bei seinem Besuch in Kiew dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj lediglich die Reparatur ukrainischen Militärgeräts durch bulgarische Rüstungsfabriken zu.