Wie Medien den israelischen Krieg gegen Palästinenser ermöglichen

Seite 2: Fortwährende Krise im westlichen Journalismus

Der BBC-Artikel suggeriert zudem durchweg, dass es nicht Israels Absicht gewesen ist, Layan zu töten – und logischerweise auch keines der 17 anderen Kinder, die während des dreitägigen Krieges gegen Gaza ermordet wurden. Außerdem hat Israel laut BBC versucht, das kleine Mädchen zu retten. Leider konnte "eine Woche Behandlung in einem israelischen Krankenhaus ihr Leben nicht retten".

Obwohl israelische Politiker unverhohlen davon gesprochen haben, palästinensische Kinder zu töten – die ehemalige israelische Justizministerin Ayelet Shaked hat auch "die palästinensischen Mütter, die die 'kleinen Schlangen' zur Welt bringen", ins Visier genommen – wird das im BBC-Bericht und in anderen Berichten über den jüngsten Krieg nicht erwähnt. Stattdessen wird der israelische Premierminister Jair Lapid zitiert, der gesagt haben soll, dass "der Tod unschuldiger Zivilisten, insbesondere von Kindern, herzzerreißend ist". Lapid hat übrigens den jüngsten Krieg gegen den Gazastreifen angeordnet, bei dem insgesamt 49 Palästinenser getötet wurden.

Selbst in einer Human-Interest-Story über ein getötetes palästinensisches Kind werden Formulierungen vermieden, die Israel für die grausame Tötung des kleinen Mädchens verantwortlich machen könnten. Darüber hinaus bemüht sich die BBC, Israel in einem positiven Licht darzustellen, indem sie die Erklärung der Besatzungsarmee zitiert, sie sei "erschüttert über (Layans) Tod und den von allen Zivilisten".

Die NYT und die BBC wurden hier nicht ausgewählt, weil sie die eklatantesten Beispiele für die Parteilichkeit westlicher Medien darstellen, sondern weil sie oft als "liberale", wenn nicht "progressive" Medien zitiert werden. Ihre Berichterstattung steht jedoch für die fortwährende Krise im westlichen Journalismus, insbesondere in Bezug auf Palästina.

Es wurden Bücher über das Thema geschrieben, zivilgesellschaftliche Organisationen gegründet, um die westlichen Medien zur Verantwortung zu ziehen. Zahlreiche Redaktionssitzungen konnten organisiert werden, um ein wenig Druck auf Redakteure auszuüben – ohne irgendeinen Erfolg.

Verzweifelt über die unveränderten Pro-Israel-Narrative in westlichen Medien argumentieren einige, die sich für Menschenrechte in Palästina einsetzen, dass es im israelischen Medien-Mainstream größere Spielräume gäbe als beispielsweise in den USA. Auch das ist nicht zutreffend.

Die irrige Annahme vermeintlich ausgewogenerer Medien in Israel ist eine direkte Folge davon, dass es nicht gelungen ist, die Berichterstattung in westlichen Medien über Palästina und Israel zu beeinflussen. Die Wunschvorstellung wird zum Teil dadurch genährt, dass eine israelische Zeitung wie Haaretz kritischen Stimmen wie denen von Gideon Levy und Amira Hass ein wenig Platz einräumt.

Die offizielle israelische Propaganda, eine der mächtigsten und raffiniertesten der Welt, kann jedoch kaum durch gelegentliche Kolumnen einiger weniger abweichender Journalisten ausgeglichen werden.

Zudem wird Haaretz oft als Beispiel für relativ fairen Journalismus angeführt, einfach deswegen, weil die Alternativen – Times of Israel, Jerusalem Post und andere rechtsgerichtete israelische Medien – abschreckend sind in ihrer Gefühllosigkeit, ihrer parteiischen Sprache und der Verdrehung von Fakten.

Die pro-israelischen Vorurteile in den westlichen Medien schwappen oft auf Palästina-freundliche Medien im gesamten Nahen Osten und im Rest der Welt über, insbesondere auf diejenigen, die in englischer und französischer Sprache berichten.

Da viele Zeitungen und Online-Plattformen auf westliche Nachrichtenagenturen zurückgreifen, übernehmen sie – oft unbeabsichtigt – dieselbe Sprache, die in westlichen Nachrichtenquellen verwendet wird, und bezeichnen palästinensische Aktivisten und Widerstandskämpfer als "Militante", die israelische Besatzungsarmee als "Israelische Verteidigungskräfte" und den israelischen Krieg gegen den Gazastreifen als "Auflodern" von Gewalt.

Mit dieser Sprachgebung wird der palästinensische Freiheitskampf als Aneinanderreihung blinder Gewaltakte innerhalb eines langwierigen "Konflikts" fehlinterpretiert, bei dem unschuldige Zivilisten wie Layan "ins Kreuzfeuer geraten".

Die tödlichen israelischen Kriege gegen Gaza werden nicht nur durch westliche Waffen und politische Unterstützung ermöglicht, sondern auch durch einen endlosen Strom von Fehlinformationen und Falschdarstellungen in den Medien. Obwohl Israel in den letzten Jahren Tausende von palästinensischen Zivilisten getötet hat, verteidigen die westlichen Medien Israel nach wie vor, als hätte sich nichts geändert.

Der Artikel erscheint in Kooperation mit dem US-Medium Common Dreams. Übersetzung: David Goeßmann.

Dr. Ramzy Baroud ist Journalist und Herausgeber der Palästina-Chronik. Er ist der Autor von sechs Büchern. Sein neuestes Buch, das er gemeinsam mit Ilan Pappé herausgegeben hat, ist "Our Vision for Liberation: Engagierte palästinensische Führungspersönlichkeiten und Intellektuelle kommen zu Wort". Baroud ist ein Non-Resident Senior Research Fellow am Zentrum für Islam und Globale Angelegenheiten (CIGA). Seine Website lautet: www.ramzybaroud.net.