Wie Russland die Ukraine angegriffen hat – und wie es nun weitergeht
- Wie Russland die Ukraine angegriffen hat – und wie es nun weitergeht
- Begrenzte Offensive oder große Invasion?
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Russland attackiert seit den frühen Morgenstunden Ziele in der Ukraine, bis hin nach Kiew. Ziele der Offensive unklar: Eroberung des Donbass oder mehr?
In den Morgenstunden des heutigen 24. Februar 2022 hat ein offenbar größer angelegter Angriff der russischen Streitkräfte auf die Ukraine begonnen. Präsident Putin selbst hat deren Beginn gegen acht Uhr Moskauer Zeit öffentlich verkündet, erste Eilmeldungen über eine Militäraktion waren von Nachrichtenagenturen schon Stunden zuvor verbreitet worden.
In seiner Ansprache – der dritten landesweit übertragenen binnen weniger Tage – bezeichnete Putin den Angriff der russischen Truppen als Aktion "zum Schutz von Menschen" vor "Unterdrückung und Völkermord durch das Kiewer Regime". Das gibt die offizielle russische Interpretation des Verhaltens der Regierung der Ukraine gegen die Rebellengebiete und die russischsprachige Minderheit im Land wieder.
Bodenangriffe im Donbass – Luftangriffe im Hinterland
Die ukrainischen Soldaten im Donbass, der Region um die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk, forderte Putin auf, die Waffen niederzulegen. Die separatistischen Rebellen gingen zeitgleich mit russischer Unterstützung vor Ort in die Offensive über.
Krieg im Donbass (12 Bilder)
Eine Bodenoffensive wurde direkt von der Kontaktlinie zwischen Regierungstruppen und Rebellen im Donbass gemeldet und von Rebellensprecher Eduard Basurin bestätigt. Die Ukrainer meldeten den Abschuss eines russischen Kampfjets, was Moskau umgehend dementierte.
Die Rebellen sind an der gesamten Kontaktlinie zum Angriff übergegangen und setzen offenbar ihr gesamtes zur Verfügung stehendes Waffenarsenal ein. Unter anderem wurden die aktuell noch von Regierungstruppen gehaltene Städte Schschastje und Luhanskaja aus Richtung Luhansk angegriffen. Laut einer Pressemeldung der selbsterklärten Luhansker Volksrepublik sind sie bereits unter Kontrolle der Rebellen.
Zahlreiche Beobachter berichten von Explosionen im ukrainischen Hinterland, etwa den Städten Charkow, Mariupol und in der Hauptstadt Kiew. In Kiew und Donezk heulten die Zivilschutzsirenen.
All das passt zusammen mit einer russischen Ankündigung, Luftverteidigungseinrichtungen und Militärflugplätze der Ukrainer auszuschalten, die die eigene Offensive gefährden könnten. Das russische Verteidigungsministerium dementierte ausdrücklich, dass zivile Ziele in ukrainischen Städten angegriffen würden. Dennoch verlassen zahlreiche Bewohner fluchtartig die betreffenden Städte.
Putin baut auf Unterstützung der Russen – Westen protestiert
Putin zählt bei dem Angriff auf die Unterstützung der Bevölkerung seines Landes. Tatsächlich bescheinigt ihm eine Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstituts WZIOM in Bezug auf seinen ersten Schritt – die Anerkennung der "Volksrepubliken" – hohe Zustimmung.
Ob sich das nun nach dem Beginn des offenen militärischen Angriffs durch Russland ändert, muss sich zeigen. Bereits zuvor skeptisch waren zahlreiche russische außenpolitische Experten, die von Aktionen, wie sie jetzt beginnen haben, warnten.
Sie befürchten vor allem die internationale Isolation Russlands, die nun nahezu sicher droht. Auch verwiesen Experten auf die zu erwartenden Probleme, ukrainisches Gebiet nach einem Sieg länger besetzt zu halten. Darauf verwies auch die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti.
Westliche Politiker haben den Angriff erwartungsgemäß scharf verurteilt. Deutschland forderten sie die Regierung in Moskau zum Abbruch der Angriffe auf. Die Nato hat ein Treffen einberufen, um die eigene Reaktion abzustimmen.
Der Rubel verlor unmittelbar nach Angriffsbeginn gegenüber dem Euro und US-Dollar stark an Wert und erreichte den tiefsten Stand seit 2014. Die russische Zentralbank griff bereits massiv in den Geldmarkt ein.
Die russischen Aktienmärkte brachen am Morgen um zehn Prozent ein. Der ukrainische Luftraum und zwölf südrussische Flughäfen wurden für Zivilflugzeuge komplett gesperrt.