Wie Tesla die Konkurrenz in Europa übertrumpfen will

(Bild: Blomst, Pixabay)

Mit dem Ausbau soll in Grünheide das größte Automobilwerk Europas entstehen. Für deutsche Autobauer sollte das ein deutliches Warnsignal sein. Was Elon Musk vorhat.

Der Wettbewerb unter den Herstellern von Elektroautos ist hart. Große Hersteller wie Tesla oder BYD versuchen, ihre Konkurrenten über einen Preiskampf unter Druck zu setzen. Auf dem chinesischen Markt haben sich die Autohersteller zu einem fairen Wettbewerb verpflichtet – außerhalb Chinas werden weiterhin die Ellenbogen ausgefahren.

Von einem Preiskampf profitieren vorwiegend die großen und etablierten Hersteller – und das macht sich der von Elon Musk geführte Konzern zunutze. Am Mittwoch hat Musk diese Position noch einmal gegenüber Investoren unterstrichen. "Ich denke, es macht Sinn, Margen zugunsten der Produktion von mehr Fahrzeugen zu opfern", sagte er laut Reuters.

Analysten bestätigen, dass dieser Kurs zum Erfolg führt. "Mehrere Runden aggressiver Preissenkungen haben Tesla in eine Position der Stärke gebracht, nachdem das Unternehmen seine EV-Festung aufgebaut hat, und ist nun bereit, seinen Erfolg weiter zu monetarisieren", werden Analysten von Wedbush von Reuters zitiert.

Tesla auf Expansionskurs – Kampfansage an deutsche Autobauer

Tesla bekräftigte jetzt das Ziel, in diesem Jahr rund 1,8 Millionen Fahrzeuge auszuliefern. Im Zeitraum von April bis Juli erreichte der Konzern einen neuen Rekordwert mit 466.000 ausgelieferten Fahrzeugen. Möglich war dies dank niedriger Preise und staatlicher Unterstützungen.

Zeichen dieses Expansionskurses ist die Erweiterung des Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin. Der Konzern will dort die Produktionskapazität auf eine Million Fahrzeuge im Jahr verdoppeln – was auch eine Kampfansage an die deutschen Autobauer sein dürfte.

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Sollten die Pläne realisiert werden, dann würde das Werk zur größten Autofabrik in Europa werden. Sie würde die Produktion des VW-Werks in Wolfsburg übertreffen, das mit einer Jahresproduktion von 815.000 Autos immer noch das größte Werk in Europa ist. Die Ausbaupläne werden aber auch zu einer Zeit präsentiert, in der deutsche Hersteller immer noch Probleme haben, sich auf dem Markt zu behaupten.

Wann die erweiterte Produktion in Grünheide starten wird, ist noch nicht bekannt. Drei Anträge wurden bislang bei den Behörden des Landes Brandenburg gestellt. Und diesmal soll der Bau nicht starten, bevor die Genehmigungen vorliegen, berichtete Welt Online. Beim Bau der Fabrik durfte Tesla auf eigenes Risiko mit den Arbeiten beginnen, bevor die abschließende Genehmigung vorlag.

Umweltschützer mit Kritik an Ausbauplänen

Umweltschützer warnten bereits vor einer Gefährdung des Grundwassers und damit der Trinkwasserversorgung, wenn weitere Pfähle in den Boden gerammt werden. Die Bürgerinitiative Grünheide wies darauf hin, dass das Wasser für Industrie- und Gewerbeansiedlungen immer knapper werde. Tesla sei "zum Entwicklungshindernis der Region geworden", erklärte BI-Sprecher Steffen Schocht gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Tesla versicherte, dass der Wasserverbrauch durch die Erweiterung nicht steigen werde. Die Produktionsprozesse würden so optimiert, dass die bisher beantragten Frischwassermengen ausreichen. Nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums sollen alle Abwässer aufbereitet und als Produktionswasser in den Kreislauf zurückgeführt werden. Danach soll praktisch kein "industrielles Abwasser" mehr anfallen.

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Christiane Schröder, Chefin des Naturschutzbundes (Nabu) Brandenburg, sieht das skeptisch. "Die bisherige Praxis von Zusagen und deren Einhaltung bei Tesla stimmt skeptisch", sagte sie der dpa. Schon beim ursprünglichen Bauvorhaben habe der Konzern Zusagen zum Schutz von Arten und Lebensräumen nur teilweise eingehalten.

Auch Gewerkschaften sind skeptisch

Trotz aller Bedenken und Widerstände will Tesla die Produktion in Grünheide weiter ausbauen. Das Unternehmen will die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 10.000 auf 22.500 erhöhen und die Produktion von Batteriezellen verdoppeln.

An diesem Punkt wurde auch Dirk Schulze, Bezirksleiter der IG Metall, skeptisch. "Diese Ankündigung steht allerdings in krassem Widerspruch zu dem, was die Beschäftigten vor Ort gerade erleben", sagte er gegenüber Welt Online. Trotz der hohen Krankenstände werde in erheblichem Umfang Personal abgebaut. Und weil die Produktionsziele nicht nach unten korrigiert würden, steige der Druck auf die verbliebenen Beschäftigten.

In der New York Times wurde allerdings vermutet, dass die IG Metall nur frustriert sei, weil sie nicht in der Lage sei, genügend Beschäftigte zu gewinnen, um einen Tarifvertrag bei Tesla aushandeln zu können. Elon Musk hatte aus seiner gewerkschaftsfeindlichen Haltung nie einen Hehl gemacht.

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