Wie Uri Geller den Dritten Weltkrieg verhinderte

Seite 6: Business as (un)usual

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Die Gellermania hatte den Löffelbieger in den Swinging Seventies zu einem der bekanntesten Männer des Planeten gemacht. Geller verkehrte mit den größten Stars, so auch mit Salvador Dali. Über die PSI-Kräfte des Gurus Sai Baba fachsimpelte Geller mit John Lennon, der 1980 von einem esoterischen Wahnvorstellungen anhängenden Fan erschossen wurde.

Die britischen Zauberer haben inzwischen mit dem seit 1984 in London ansässigen Geller ihren Frieden gemacht. Er ist heute gut mit dem britischen Starzauberer David Berglas befreundet und begleitete vor ein paar Jahren David Blaines Hungershow als sachverständiger Kommentator. Geller trat sogar einmal in der TV-Show "Best of Magic" mit einem fast konventionellen Zauberexperiment auf. So schickte er in einem Mikrowellenherd Speisen durch die Zeit zurück, sodass deren Zutaten sich wieder in den ursprünglichen Zustand verwandelten. Konventionelle Zauberei wollte von ihm jedoch niemand sehen. Die britische Boulevard-Presse ist mit Geller eine bizarre Symbiose eingegangen und wird von ihm regelmäßig mit esoterischen Beiträgen bedient.

Geller beendet Kalten Krieg

1987 reiste Geller auf Einladung des US-Diplomaten Clairborne Pell nach Genf zu den Abrüstungsverhandlungen. Dort habe er den russischen Unterhändler Juli Vorontsov mental mit positiver Energie bombardiert, damit dieser dem Abrüstungsvertrag zustimme. Am Folgetag bot Michael Gorbatschow den Abzug der Mittelstreckenraketen aus Europa an.

Pell will Geller allerdings nur als Entertainer verpflichtet haben. Aus Angst vor Vergeltung schrieb auch Geller Gleiches an das KGB.

Die 15 Millionen Dollar-Müslipackung

In der bereits über zwei Jahrzehnte andauernden Fehde zwischen Randi und Geller kam es auf beiden Seiten zu Entgleisungen, die mehrfach die Gerichte beschäftigten. 1991 gab Randi einem japanischen Journalisten ein Interview, wobei er, wie schon früher, wohl übers Ziel hinausschoss. Gesprochenes japanisch unterscheidet sich zudem von gedrucktem, sodass Randis ohnehin provozierenden Worte in der japanischen Übersetzung einen anderen Sinn ergaben.

Geller verklagte die Zeitungen, Randi und das (unbeteiligte) CSICOP wegen rufschädigender Äußerungen sowohl in Japan als auch in den USA auf Schadensersatz, den Geller auf 15 Millionen Dollar bezifferte. Randi musste sich zum Teil gegen Äußerungen verteidigen, die er so gar nicht gemacht hatte. Aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten mit seinen japanischen Anwälten und den unterschiedlichen Rechtssystemen wurde der Prozess für Randi gefährlich und vor allem kostspielig: Seine Anwaltskosten beliefen sich zeitweise auf 250.000 Dollar. Das CSICOP wollte Randis streitbare Alleingänge nicht mehr mittragen, man geht seither getrennter Wege.

Überraschend erhielt Randi aus der Varieté-Branche eine überwältigende finanzielle Unterstützung, insbesondere die Comedy-Zauberer Penn & Teller machten sich für ihren Kollegen stark. In dem US-Prozess ging es unter anderem um den Wahrheitsgehalt von Randis Behauptung, Gellers Tricks als Kind auf der Rückseite von Müslipackungen gelesen zu haben. Randi fahndete nach Müslipackungen und trieb jemanden auf, dessen Hobby im Sammeln von Cornflakespackungen usw. bestand. Und tatsächlich befand sich auf einer alten Kakaopackung ein entsprechender Zaubertrick. Nach drei Jahren wies am 9. Dezember 1994 das US-Gericht die Klage ab und verurteilte Geller schließlich zur Zahlung von Schadensersatz. Als neue pressure group gründete Randi 1996 die James Randi Educational Foundation (JREF).

Comebackversuche in Deutschland

Etwa alle fünf Jahre tauchte Geller im deutschen Fernsehen auf und war bei der BILD-Zeitung zu Gast. Im ZDF gelang ihm einmal das Nachzeichnen eines von Thomas Gottschalk gezeichneten Bildes, wobei nur die Ergebnisphase gezeigt wurde.

Sogar die für kritischere Positionen bekannte ARD bot Geller ein Forum: In einer ihm gewidmeten Sendung zog er alle Register der PR: So ließ er sich von Kindern assistieren, da diese sich ihre natürlichen PSI-Kräfte bewahrt hätten. (Kinder transportieren auf Bildern unterschwellig positive Wertungen.) Bevor er eine Kompassnadel ablenkte, schloss er einen versteckten Magneten aus, indem er seine Hose herunterließ - wohl eine Konzession an seine weiblichen Fans. Höhepunkt waren Kressesamen, von denen er einen durch seine PSI-Kräfte in seiner Hand sprießen ließ. Eine neue Gellermania wollte sich nicht einstellen.

Spielfilme

Geller hat zahlreiche Spielfilme inspiriert. 1996 wurden Gellers Abenteuer selbst unter dem Titel Mindbender fürs Fernsehen verfilmt, wo man ihn als Superheld darstellte.

Im Film demonstrierte Geller, wie er in Sydney im Jahr 2000 die Welt durch ein Ritual zu befrieden gedachte. 1999 setzte man Geller in What is the Matrix? ein prominentes Denkmal, in dem ein besonders begabtes Kind durch die Kraft der Gedanken einen Löffel verbiegt und erklärt, der Löffel verbiege sich gar nicht.

Möglicherweise bestand auch Gellers Verdienst weniger im Verbiegen von Löffeln als im Verbiegen der Perspektive der Beobachter.