Wie die USA Militärs bei zwölf Staatsstreichen in Afrika unterstützten

Moussa Salaou Barmou, einer der Putschisten im Niger, wurde in den USA ausgebildet. Das hat er mit anderen Putschisten in Afrika gemeinsam.

(Bild: Michael Williams, dvidshub.net)

Von Washington gesponserte Offiziere waren an zahlreichen Putschen in westafrikanischen Ländern beteiligt. Das US-Außenministerium will nichts davon hören. Warum eigentlich?

Die Männer versammelten sich mitten in der Nacht auf einem Friedhof. Sie trugen Schutzwesten und Stiefel und hatten halbautomatische Waffen bei sich. Ihr Ziel lag eine Meile entfernt, die offizielle Residenz des Präsidenten von Gambia, Yahya Jammeh – ein in den USA ausgebildeter Militäroffizier, der 1994 die Macht übernommen hatte. Diejenigen, die sich auf dem Friedhof befanden, planten, ihn zu stürzen, aber innerhalb weniger Stunden waren sie entweder tot oder auf der Flucht.

Einer der Getöteten, der Anführer des Rings und ehemalige Chef der Präsidentengarde Gambias, Lamin Sanneh, hatte zuvor einen Master-Abschluss an der National Defense University des Pentagon in Washington, D.C., erworben.

Einige der Verschwörer wurden schließlich in den Vereinigten Staaten "für ihre Rolle bei der Planung und Durchführung eines erfolglosen Putschversuchs zum Sturz der Regierung von Gambia am 30. Dezember 2014" verurteilt.

Vier von ihnen bekannten sich schuldig, weil sie gegen das Neutralitätsgesetz verstoßen hatten – ein Bundesgesetz, das Amerikanern verbietet, Krieg gegen befreundete Nationen zu führen. Ein Fünfter wurde im März 2017 wegen des Kaufs und Exports von Waffen verurteilt, die bei dem gescheiterten Putsch verwendet wurden, bei dem zwei Generationen von in den USA ausgebildeten Putschisten gegeneinander antraten.

Das Außenministerium weiß davon nichts – oder will es nicht wissen. Eine einfache Google-Suche bringt es aber ans Licht. Doch auf die Frage von Responsible Statecraft, ob Yahya Jammeh oder Lamin Sanneh von den USA ausgebildet wurden, antwortete ein Sprecher des Außenministeriums: "Wir sind derzeit nicht in der Lage, Unterlagen zu diesen historischen Fällen zur Verfügung zu stellen." Auf die Frage, ob auch in anderen Ländern, in denen es zu militärischen Aufständen gekommen war, weitere Offiziere ausgebildet wurden, erhielt man die gleiche Antwort.

Responsible Statecraft hat herausgefunden, dass mindestens 15 von den USA unterstützte Offiziere während des Krieges gegen den Terror an zwölf Staatsstreichen in Westafrika und der Sahelzone beteiligt waren. Die Liste umfasst Militärs aus Burkina Faso (2014, 2015 und zweimal 2022), Tschad (2021), Gambia (2014), Guinea (2021), Mali (2012, 2020, 2021), Mauretanien (2008) und Niger (2023).

Mindestens fünf Anführer des jüngsten Staatsstreichs in Niger wurden nach Angaben eines US-Beamten von den USA ausgebildet. Sie ernannten ihrerseits fünf in den USA ausgebildete Mitglieder der nigrischen Sicherheitskräfte zu Gouverneuren, wie das Außenministerium mitteilte.

Die Gesamtzahl der von den USA seit dem 11. September 2001 in Afrika ausgebildeten Meuterer ist wahrscheinlich viel höher als bekannt. Aber das Außenministerium, das die Daten über die von den USA ausgebildeten Personen führt, ist entweder nicht willens oder nicht in der Lage, sie zur Verfügung zu stellen. Responsible Statecraft hat mehr als 20 weitere afrikanische Militärs identifiziert, die an Staatsstreichen beteiligt waren und möglicherweise von den USA ausgebildet oder unterstützt wurden.

"Wenn wir Leute ausbilden, die undemokratische Staatsstreiche durchführen, müssen wir mehr Fragen darüber stellen, wie und warum das geschieht", sagte Elizabeth Shackelford, eine leitende Mitarbeiterin des Chicago Council on Global Affairs und Hauptautorin des kürzlich veröffentlichten Berichts "Less is More: A New Strategy for U.S. Security Assistance to Africa". "Wenn wir nicht einmal versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen, sind wir Teil des Problems. Es sollte nicht nur auf unserem Radar sein – es sollte etwas sein, das wir bewusst verfolgen".

Shackleford und ihre Kollegen gehen davon aus, dass die Vorliebe der USA, Geld in korrupte afrikanische Militärs zu stecken, anstatt langfristig in die Stärkung demokratischer Institutionen, guter Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit zu investieren, die umfassenderen Ziele der USA untergraben hat.

Neben der Ausbildung militärischer Meuterer in Afrika sind auch andere Bemühungen der USA um Sicherheitsunterstützung im Krieg gegen den Terror gescheitert. Ukrainische Truppen, die von den USA und ihren Verbündeten ausgebildet wurden, sind bei einer lang erwarteten Gegenoffensive gegen russische Truppen ins Straucheln geraten, was Fragen nach dem Nutzen der Ausbildung aufwirft.

Im Jahr 2021 löste sich eine afghanische Armee, die von den USA 20 Jahre lang aufgebaut, ausgebildet und bewaffnet worden war, angesichts einer Offensive der Taliban auf. Im Jahr 2015 brachte ein 500 Millionen Dollar teures Pentagon-Projekt zur Ausbildung und Ausrüstung syrischer Rebellen, das 15.000 Soldaten hervorbringen sollte, nur einige Dutzend hervor, bevor es abgebrochen wurde. Ein Jahr zuvor wurde eine irakische Armee, die von den USA aufgebaut, ausgebildet und mit mindestens 25 Milliarden Dollar finanziert worden war, von den zusammengewürfelten Truppen des Islamischen Staates vernichtet.

"Die US-Politik in Afrika hat zu lange kurzfristige Sicherheit über langfristige Stabilität gestellt, indem sie der Bereitstellung von Militär- und Sicherheitshilfe Priorität einräumte", schreibt Shackelford in dem neuen Bericht des Chicago Council. "Partnerschaften und militärische Unterstützung mit illiberalen, undemokratischen Ländern haben, wenn überhaupt, nur wenig zu einer nachhaltigen Verbesserung der Sicherheit beigetragen und in vielen Fällen durch den Aufbau von Sicherheitskräften, die ihre Macht missbrauchen, zu mehr Instabilität und Gewalt geführt."

Nick Turse ist leitender Redakteur von TomDispatch und Stipendiat des Type Media Center.

Der Artikel erscheint in Kooperation mit dem US-Magazin Responsible Statecraft und findet sich dort im englischen Original. Übersetzung: David Goeßmann.

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