Wie man mit einem Scanner nicht nur die Identität wechseln kann
Neues von der Kripo
Verbrechen lohnt sich doch - meinte ein 31jähriger arbeitsloser Informatiker aus Gütersloh. Und begann im großen Stil im Internet und dort beim Auktionshaus eBay Leute abzuzocken. Dabei bot er unter mindestens 15 verschiedenen Namen und Adressen Computerteile zum Verkauf an und ließ sich als Vorkasse jeweils die Hälfte der vereinbarten Summe dann auf diverse Konten, auch in Holland, überweisen. Eine Übersendung der Waren erfolgte jedoch nicht.
Damit man seine Spur nicht übers Netz verfolgen konnte, operierte er meist über Zugänge in Internet-Cafés oder von einem eigenen Laden aus, den er sich in Lippstadt samt ISDN eingerichtet hatte. Auch letzteres war, zumindest für einen Informatiker, ein Kinderspiel.
Damit er das Geschäft unter anderem Namen mieten konnte, hatte er sich zuvor von einem seiner Netzkunden, der damit seine Seriosität beweisen sollte, die Kopie des Personalausweises zuschicken lassen. Auf die klebte er nun sein eigenes Bild, besorgte sich über die Netzseite einer deutschen Stadt das Bild eines richtig echt ausschauenden Stadtsiegels, mit dem er jetzt wiederum die Kopie als amtlich beglaubigte bestätigte, und scannte dies alles am Schluss ordentlich ein.
Und fertig war seine neue Identität, die tatsächlich ausreichte, um ein Geschäft zu mieten, einen ISDN-Anschluss zu bekommen und Konten bei Banken in Deutschland und Holland zu eröffnen. Doch bekanntlich tut Übermut selten gut. Und so fiel es der Polizei in Melle bei Osnabrück schließlich auf, dass zahlreiche geprellte Kunden ausgerechnet in ihrer Stadt, wo der 31-Jährige einen toten Briefkasten unterhielt, nach dem vermeintlichen Verkäufer von Computerzubehör suchen ließen. Der Rest war dann Routine, und am vergangenen Donnerstag wurde der Informatiker schließlich beim Geldabheben in einer Bank in Melle festgenommen. Gestanden hat er mittlerweile etwa 100 solcher Betrugsfälle. Und den entstandenen Schaden schätzt die Polizei auf wenigstens 50.000 DM.
Und die Moral von der Geschicht'? Nun, wer einen Scanner hat, braucht sich um (s)eine Identität nicht zu sorgen...
Und wer sich von einem Thomas Kuhn, Thomas Kuehn, Thorsten Kuehn, Torsten Kuehn, Thomas Kluhn, Th. v. Kuehn, Jörg Kuhn, Thomas Schmidtke, Thomas Kuehn, Tom Kühn, Thom Kühn oder Jörg J. Kuhn im Internet bei einer Auktion übers Ohr gehauen fühlt, kann mal nachfragen bei der Polizei in Melle: Tel. 05422/92060-0, Fax: 05422/92060150.