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Seite 2: Vertrauen in Nachrichten sinkt auf Rekordtief

Auf ein Rekordtief sinkt das abgefragte "Vertrauen in Nachrichten": Nur noch 43 Prozent der Befragten in Deutschland sind der Ansicht, man könne dem Großteil der Nachrichten in der Regel vertrauen. Das sind sieben Prozentpunkte weniger als 2022 (damals 50 Prozent) und so wenig Befragte wie nie zuvor, seitdem diese Frage 2015 erstmals in die Reuters-Studie aufgenommen wurde.

Andererseits wird bei den Nicht-Vertrauenden ein Höchstwert gemessen: 27 Prozent der Befragten geben an, Nachrichten generell nicht zu vertrauen (2022: 23 Prozent). Und immerhin auch einen Rekord markierende 19 Prozent der Interviewten sagen, dass sie sogar den Nachrichten, die sie nutzen, nicht trauen.

Auch das Vertrauen, das ausgewählten bekannten Nachrichtenmarken (von Tagesschau bis bild.de) entgegengebracht wird, ist laut Studie im Vergleich zum Vorjahr rückläufig, sogar "teils deutlich gesunken".

Die meisten der abgefragten Nachrichtenmarken verzeichnen 2023 auch geringere Reichweiten als noch im vergangenen Jahr. Dies betrifft vor allem Angebote, die auf traditionellem Wege genutzt werden, aber auch Marken aus dem Online-Bereich.

Reichweiten

Die TV-Nutzung von ARD-Tagesschau, ZDF-heute und RTL-aktuell nimmt in den jüngsten Jahren deutlich ab. Dabei bleiben die Hauptnachrichten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten die beiden Angebote mit den höchsten Vertrauenswerten unter den abgefragten Marken, die den Befragten bekannt sind.

Auf Platz drei landen erneut regionale bzw. lokale Tageszeitungen, allerdings bei deutlich gesunkener Nutzung. Zudem ist das Interesse an Nachrichten insgesamt der Studie zufolge in der Langzeitbetrachtung rückläufig.

52 Prozent der Befragten in Deutschland sagen, dass sie überaus oder sehr an Nachrichten interessiert seien (2022: 57 Prozent). Nicht zuletzt ist auch die Reichweite von Nachrichten insgesamt ist im Zeitverlauf betrachtet leicht zurückgegangen. 89 Prozent der Befragten in Deutschland lesen, hören oder schauen in diesem Jahr mehr als einmal pro Woche Nachrichten (2022: 92 Prozent).

Fazit

Während von Medien nicht erwartet werden sollte, die Wirklichkeit abzubilden, sind sie in ihrer Krisenhaftigkeit und angesichts der um sie rankenden Kontroversen durchaus ein Spiegelbild sich überlagernder sozialer Konflikte. Gesellschaftliche Realität und mediale Realität entsprechen einander, da Medien (wichtiger) Teil von Gesellschaft sind und es zunehmend weiter werden.

Wenn in einer Gesellschaft wie hierzulande Vertrauen in vieler Hinsicht sinkt und Konkurrenzen sowie Exklusionen sich verstärken, betrifft das auch Medien – und wirkt zugleich von diesen auf das Gemeinwesen zurück.