Xian H-20: China steigt ins Stealth-Bomber-Wettrüsten ein

Screenshot aus einem Xian-Werbefilm

Konkurrenz für amerikanische B21 und russische PAK-DA - Tarnung wird mit selbständigeren Waffen wichtiger als Geschwindigkeit

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Die amerikanische Außenpolitik-Fachzeitschrift The National Interest kommt in ihrer aktuellen Ausgabe zum Ergebnis, dass die chinesische Staatsführung ihren zuletzt 2013 entwurfspräsentierten Überschallbomber JH-XX zugunsten eines anderen Flugzeugs aufgegeben hat: Zugunsten des langsameren, aber besser getarnten Nurflüglers H-20, der den Amerikanern zufolge bereits Anfang der kommenden Zwanzigerjahre fliegen und Mitte dieses Jahrzehnts serienreif sein könnte.

Diese H-20 soll über vier Shenyang-WS-10-Strahltriebwerke verfügen und bis zu zwanzig Tonnen Bomben ohne Luftbetankung gut 8.000 Kilometer weit transportieren können. Damit könnte sie vom chinesischen Festland aus nicht nur Australien, sondern auch Hawaii erreichen. Durch die Tarnung wären auch Überraschungsangriffe auf amerikanische Schiffe im Pazifik denkbar. Außerdem schließt sich China damit einem Trend an, den die beiden anderen wichtigsten Weltmächte - die USA und Russland - mit ihren Plänen für die neuen Tarnkappenbomber Northrop Grumman B-21 und Tupolew PAK-DA setzten.

500 Millionen statt 21 Milliarden Dollar pro Stück

Die B-21 "Raider" soll die Northrop B-2 "Spirit" ersetzen, deren Serienfertigung 1999 nach nur 21 Exemplaren eingestellt wurde, nachdem die mit 21 Milliarden Dollar pro Stück mit Abstand teuerste Militärmaschine der Weltgeschichte im Kosovokrieg einen eher bedingt zufriedenstellenden Praxistest absolvierte.

Ihr Nachfolger, der Raider, soll mit etwa 500 Millionen Dollar pro Stück nur ein Zweiundvierzigstel seines Vorgängers kosten, was damit erklärt wird, dass die verbaute Elektronik heute deutlich günstiger ist. Außerdem soll der Wartungsaufwand wesentlich geringer sein. Mit Anti-Radar-Raketen soll er dem Anforderungsprofil des Pentagon nach die gegnerische Flugabwehr erblinden lassen, um anschließend 14 Tonnen schwere GBU-57 oder andere Lenkbomben nachzuschieben.

Als atomare Bewaffnung sind neben den neuen B61-12-Bomben auch Long-Range Stand-Off-Lenkwaffen (LRSOs) von Lockheed Martin und Raytheon vorgesehen, die Tarneigenschaften aufweisen und selbst mehrere tausend Kilometer weit fliegen können. Verläuft ein für Ende 2021 geplanter Jungfernflug zu seiner Zufriedenheit, will das Pentagon ab Mitte der 2020er 200 Stück des neuen Tarnkappenbombers kaufen.

Neuer russischer Tarnkappenbomber soll auch Hyperschallwaffen befördern

Klappt das, wäre Russland mit seiner Konkurrenzentwicklung PAK-DA etwas im Rückstand: Der Jungfernflug des im Gorbunow-Werk im tatarischen Kasan gebauten Flugzeugs wird erst für 2025 erwartet, seine Einsatztauglichkeit für 2030. Bis dahin setzt Russland auf eine Weiterentwicklung seines B-1B-Äquivalents: die Tu-160M2.

Die PAK-DA soll neben Bomben auch selbstnavigierende Marschflugkörper mit bis zu 7.000 Kilometern Reichweite und Hyperschallwaffen befördern. Wichtiger als die Geschwindigkeit des Bombers ist für den stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten und früheren stellvertretenden Verteidigungsminister Juri Borissow deshalb, dass er "lange und unentdeckt in der Luft patrouillieren [kann], um anvisierte Ziele zu bekämpfen, ohne sich in Gefahrenbereiche begeben zu müssen".

Chinesische und amerikanische Verteidigungspolitiker und Militärs dürften das bezüglich ihrer eigenen Entwicklungen ähnlich sehen: Wegen ihrer selbst sehr schnell und weit fliegenden Waffen müssen die H-20 und der Raider ebenso wenig Überschallflugzeuge sein wie die PAK-DA.

Quantenradar und Prädikativanalyse-Algorithmen

Darauf stellen sich auch die Entwickler anderer Waffensysteme ein. Sie versuchen, die neuen Flugzeuge trotz ihrer radarabsorbierenden Materialien, ihrer Absorberformen und ihrer anderen Tarnbemühungen aufzuspüren. In Russland, China und Kanada arbeitet man dazu unter anderem an Photonen- und Quantenradarsystemen.

Ein anderer Ansatz sind Prädikativanalyse-Algorithmen, die anhand anderer Ereignisse wie dem Auftauchen nichtgetarnter Tankflugzeuge Wahrscheinlichkeiten für Kurse und Positionen getarnter Bomber und Kampfflugzeuge vorhersagen.

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