Zehn Jahre Fukushima: Was schief gehen kann, geht schief
Seite 3: Keine Renaissance der Atomkraft in Sicht
- Zehn Jahre Fukushima: Was schief gehen kann, geht schief
- Wenn das belgische AKW Tihange hochginge
- Keine Renaissance der Atomkraft in Sicht
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Dennoch fantasieren Lobbygruppen und einige Journalisten alle paar Jahre eine Renaissance der Atomkraft herbei. Die Stromversorgung funktioniere nicht ohne Atomkraft, Atomstrom sei billig und er schütze das Klima lauten für gewöhnlich die Argumente.
Momentan wird besonders gern der Klimaschutz vorgeschoben, doch allein schon die langen Bauzeiten und die hohen Kosten zeigen, dass Atomkraft in Europa keinen wesentlichen Teil zur Stromversorgung mehr beitragen und somit kaum die Kohlekraftwerke ersetzen kann.
Tatsächlich werden außerhalb Chinas, Russlands und Indiens kaum AKW gebaut, wobei in Indien die Vorhaben meist auf massiven Protest der örtlichen Bevölkerung stoßen und sich auch in China unter der Oberfläche Unmut rührt.
In der EU gibt es in Frankreich und Finnland zwei Baustellen, auf denen die Kosten explodieren und sich die Fertigstellung seit vielen Jahren verzögert. In Finnland heißt es derzeit, dass im Februar 2022 mit dem Beginn des kommerziellen Betriebs gerechnet werden kann. Das wäre rund zehn Jahre nach dem ursprünglich versprochenen Termin.
Die Kredite kommen übrigens von einem Bankenkonsortium, dass die BayernLB managt. Eines der vielen Beispiele dafür, dass der 2011 erneuerte deutsche Atomausstieg nur sehr unvollkommen ist. Über Brennelementherstellung, Urananreicherung und eben Bankkredite bleibt man weiter in dem gefährlichen Geschäft.
Niemand will mehr ein AKW in Großbritannien bauen
Doch ausnahmsweise kann man in diesem Fall auch ein wenig auf den Markt hoffen. In den meisten Ländern ist die AKW-Flotte hoffnungslos überaltert und wird in den nächsten 20 Jahren unweigerlich stillgelegt werden müssen. Neubauten sind aber, von den genannten Ausnahmen abgesehen, kaum in Sicht.
Großbritannien versucht schon seit Jahren händeringend Unternehmen zu finden, die ihm neue AKW bauen. Doch außer einigen chinesischen Firmen und der französischen EDF zeigt niemand nachhaltiges Interesse. In Frankreich ist zudem das Auslandsengagement des dortigen Strommonopolisten höchst umstritten.
Immerhin wird seit 2016 im Südwesten Englands an zwei Reaktoren gebaut. Die geschätzten Baukosten liegen laut Frankfurter Rundschau inzwischen bei 27 statt 21,5 Milliarden Euro, die Fertigstellung werde nach aktuellem Stand 2026 statt 2025 erfolgen.
Nur für Wind- oder Solarenergie traumhaft erscheinende Bedingungen konnten die Bauherren schließlich locken: Für 35 Jahre wird ein Fixpreis von rund zwölf Euro-Cent pro Kilowattstunde garantiert, der sogar noch an die Inflation angepasst werden soll.
Mit einer neuen Solaranlage würde man sich bei solchen Konditionen eine goldene Nase verdienen, doch der AKW-Bau bleibt offenbar angesichts des stets unterschätzten Kapitalbedarfs und nicht bedachter technischer Probleme auch bei Vorzugsbehandlung riskant.
Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die europäischen Regierungen nicht Murphys Gesetz ("Was schief gehen kann, geht schief") über das Schicksal der inzwischen oft schon über 40 Jahre laufenden Reaktoren entscheiden lassen.
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