Zehn kleine Oligarchen

Seite 2: "The Ship is going under…"

Dieser Film ist ein Glücksgriff, ein Geschenk für das Kino in Zeiten seiner existentiellen Krise.

Indem er das Publikum spaltet, indem er provoziert, indem er dazu anregt, nach dem Film weiter zu debattieren, nachzudenken und ihn sich vielleicht gleich noch mal anzuschauen, ist Triangle of Sadness eigentlich ideales Autorenkino.

Wir haben es nur ein bisschen verlernt, auf solche Filme angemessen zu reagieren und die Uneindeutigkeit, die sie in uns hervorruft, als Vorzug wertzuschätzen und zu begrüßen.

Gefällige moralische Positionen, Botschaften fürs Poesiealbum und Rücksicht auf Empfindlichkeiten will Östlund nicht bieten. Er will irritieren und provozieren, will unser Weltbild erschüttern, anstatt es zu bestätigen. Und dabei zugleich Schönheit und alternative Welten auf die Leinwand bringen.

Kino ist nicht nur "schöne Menschen, die schöne Dinge tun", sondern auch, wenn kluge und überraschende Sachen in schöner Weise gezeigt werden.

Der Grund, auf dem Östlunds eigener Film und sein vermutliches Weltbild stehen, ist dabei so schlüpfrig und schwankend wie der, auf dem sich seine Figuren befinden – und nicht erst, als in seinem Film ein wilder Sturm aufkommt und das Traumschiff der Reichen und früher mal Schönen zum Schwanken und schließlich zum Sinken bringt.

"The Ship is going under…" – das ist auch ein allgemeiner Befund. Ruben Östlund ist möglicherweise ein Zyniker, er hat möglicherweise sehr konservative Ansichten, die nur als "links" maskiert werden, aber sein Film ist hervorragendes und sehr witziges Kino.