Zerstörte Lebensfreude

Seite 4: Keine Macht den religiösen Institutionen

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(Nicht nur) Frauen meiner Generation haben erlebt, wie der Einfluss der Kirchen zurückgedrängt werden konnte. Wenn er auch für meinen Geschmack noch viel zu groß ist. Aber wir haben die Kruzifixe rausgeschmissen aus unseren Klassenzimmern, haben rebelliert gegen Schulgottesdienst, das Gebet vor dem Essen abgeschafft, auf die kirchliche Trauung gepfiffen und unsere Kinder nicht taufen lassen.

Wir können uns über Religionen lustig machen, ohne dafür hart, eventuell sogar mit dem Tod, bestraft zu werden. Wenn alle Kinos in Nordrhein Westfalen z. B. am Karfreitag den Monty-Python-Klassiker "Das Leben des Brian" vorführen würden, müssten sie mit einer Ordnungsstrafe rechnen, weil es dort auch im Jahre 2017(!) noch verboten ist, nicht aber mit einer Armee Sittenwächter, die die Vorführung mit brachialer Gewalt abbrechen.

Wir können sogar an Karfreitag, dem höchsten christlichen Feiertag, tanzen, obwohl auch das immer noch strikt verboten ist, ohne uns in Lebensgefahr zu begeben.

Wollen wir das alles, was wir so mühselig erkämpft haben, und das auf mehr als wackeligem Boden steht, wirklich aufs Spiel setzen? Schon jetzt ist zu beobachten, dass im Windschatten des fundamentalen Islams die christlichen Verbände wieder Aufwind bekommen. Es ist kein Zufall, dass im vergangenen Jahr wieder eine Ärztin wegen ihrer Haltung zu Schwangerschaftsabbrüchen vor den Kadi gezerrt wurde.

Nicht nur in den muslimischen Ländern gilt: Je mehr Macht Religion und religiöse Instanzen in einer Gesellschaft eingeräumt wird, desto mehr werden die Menschenrechte - zuerst die Rechte der Frauen, Minderheiten und Angehörigen anderer Konfessionen oder Konfessionslosen - eingeschränkt.

Je mehr Macht die Kirchen/Konfessionen haben, desto trister und eintöniger wird eine Gesellschaft. Wer sich das nicht vorzustellen vermag, ist herzlich eingeladen, sich die Fotos in der Facebook-Gruppe "Before Sharia spoiled everything" anzusehen und sie mit aktuellen Aufnahmen aus Bagdad, Kabul oder auch der Türkei zu vergleichen.