Zurück in die Zukunft

Vor der Eiszeit herrschte eine lange Trockenheit, das ist der Befund einer Untersuchung von uralten Sedimenten in der Westeifel

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Als die letzte große Warmzeit zu Ende ging, gab es eine Dürre, Waldbrände verwüsteten das Land und heftige Stürme tobten. Mehr als 450 Jahre lang trocknete alles aus, bevor die Gletscher zu wachsen begannen. Wir leben heute auch in einer Warmzeit, die schon erstaunlich lange anhält. Der Klimaumschwung steht bevor, vielleicht ist nur es die durch Menschen verursachte globale Erwärmung, die bisher den Beginn einer neuen Eiszeit verzögert.

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Im Wissenschaftsjournal Nature stellt ein deutsches Team von Forschern unter der Leitung von Frank Sirocko von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz seine Analyse von Bohrkernen aus der Eifel vor. Diese Bohrungen wurden im Rahmen des Projektes ELSA (Eifel Laminated Sediment Archive) durchgeführt. Inzwischen können die Wissenschaftler durch die Ergebnisse von 23 Kernbohrungen den Zeitraum der letzten 150.000 Jahre genau dokumentieren.

Die Eifel eignet sich besonders gut, weil es in dieser vulkanisch geprägten Landschaft viele Maare gibt, das sind bis zu hundert Meter tiefe Krater, in denen sich kontinuierlich Sedimente wie Pollen und Staub ablagerten. Ein Schnitt durch die Schichten gibt den Klimaforschern präzise Informationen über die Vegetation, die in der Luft schwebenden Partikel und damit über die Wetterverhältnisse der jeweiligen Epoche. "Die Erkenntnisse über das Ende der letzten großen Zwischeneiszeit sind relevant für die Einschätzung, wie und wann die jetzige Warmzeit zu Ende gehen könnte", erklärt Sirocko.

Der Blaue Planet erlebte regelmäßig wiederkehrende Klimaschwankungen. Bild: NASA Goddard Space Flight Center/Reto Stöckli

Wir leben heute im Holozän, eine seit ungefähr 11.500 Jahre dauernde Wärmeperiode. In der Erdgeschichte gab es noch keine Warmzeit, die länger als 15.000 Jahre war, einige gingen bereits nach 7.000 Jahren zu Ende. Ein wesentlicher Faktor für den Wechsel von Eiszeiten und Zwischeneiszeiten ist die Intensität der Sonneneinstrahlung. Durch die Umlaufbahn der Erde um die Sonne kommt es zu periodisch wiederkehrenden Schwankungen der Strahlungsenergie auf der Nordhemisphäre unseres Planeten.

Eem-Warmzeit

Die Eem-Warmzeit, benannt nach einem Fluss in den Niederlanden, dauerte etwa 10.000 Jahre und endete vor 118.000 Jahren (vgl. Klima, Flora und Fauna im Eiszeitalter). Diese Eem-Dürreperiode, die auch als late Eemian aridity pulse (LEAP) bezeichnet wird, dauerte 468 Jahre. Ihr ging eine Abkühlungsphase von 4.000 Jahren voraus, wie die Kernbohrungen jetzt zeigten. Die Pflanzenwelt veränderte sich, während der Zeit der Dürre verschwanden die Mischwälder, es entstand eine Grassteppe. Dann wurde es richtig kalt.

Für die Forschergruppe um Sirocko ist die Eem-Dürreperiode besonders interessant, denn die Sonneneinstrahlung war zu diesem Zeitpunkt auf der Nordhalbkugel ganz ähnlich wie heute. Im Juli bekam damals die Nordhalbkugel (auf 65 Grad Nord) Sonnenenergie von 416 Watt/Quadratmeter ab, heute sind es 428 Watt/Quadratmeter.

Die Anfangsphase der Dürreperiode, die die Eiszeit einläutete, dauerte weniger als zwanzig Jahre. Schnell breitete sich eine Schneedecke über Nordamerika aus, der Golfstrom verlagerte sich nach Süden und reichte nur noch etwa bis Schottland. So war das vor 118.000 Jahren und natürlich stellt sich die Frage nach den Parallelen zu den Klimaveränderung heute.

Bremmer Gletscher, Bild: NASA

Tatsächlich erwärmt sich die Erde (vgl. Kurven, Knatsch und (Borsten-) Kiefern). Dieser so genannte Treibhauseffekt wird durch in die Atmosphäre aufsteigende, vom Menschen frei gesetzte Gase angeheizt. Die Treibhausgase, vor allem das Kohlendioxid, werden wahrscheinlich für immer mehr klimatische Extremereignisse sorgen.

Das heißt, es gibt einen vom Menschen gemachten Gegentrend gegen den wahrscheinlich bald natürlich anstehenden Anfang einer neuen Kälteperiode. Frank Sirocko meint: "Durch den hohen CO2-Gehalt in der Atmosphäre sind wir derzeit von einer Eiszeit wahrscheinlich weit entfernt." Genau weiß das aber bisher niemand. Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass dann, wenn die kommenden 4.000 Jahre „ohne größere klimatologische Zwischenfälle“ vorüber gehen, die Eiszeit wohl ausbleiben wird. Denn in 4.000 Jahren steigt die Sonneneinstrahlung wieder an und nach den derzeitigen Klimamodellen würde sich die jetzige Warmzeit um weitere 55.000 Jahre verlängern.