Zwangsabgabenfinanzierte Albtraumfabrik Degeto
Seite 3: Zutieftst ungerechte Pauschalabgabe
- Zwangsabgabenfinanzierte Albtraumfabrik Degeto
- Andreas Gabalier und Andrea Berg
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In Deutschland wird eine pauschale Fernseh- und Rundfunkabgabe erhoben. Wie regeln das andere Länder?
Berthold Seliger: Es gibt immer mehr Länder, welche diese Zwangsabgabe gesetzlich installieren möchten. Grund: Es spült zusätzlich Geld in die Kassen, hierzulande zusätzliche 1,5 Milliarden Euro. Die Schweiz hat beispielsweise darüber unlängst eine Volksabstimmung durchgeführt, die sehr knapp gewonnen wurde. In Frankreich wurde sie eingeführt, ist aber deutlich geringer als in Deutschland. Das ist also ein Modell, das künftig häufiger installiert werden wird. Aber es gibt auch Länder, in denen das Staatsfernsehen zum Beispiel durch Steuern finanziert wird, was ja auf jeden Fall gerechter ist als eine einheitliche Abgabe. Festzuhalten bleibt, dass wir in Deutschland das mit Abstand teuerste öffentlich-rechtliche Fernsehen der Welt haben, und dass dieses Fernsehen im Verhältnis zum Aufwand auch die wenigsten Zuschauer erreicht.
Aber dieses System ist zutiefst ungerecht, weil es eine Pauschalabgabe ist. Der Millionär zahlt also genauso viel wie der Geringverdiener. Als blinder oder tauber Mensch muss man heutzutage auch (ermäßigte) Gebühren zahlen. Nur als Taubblinder ist man davon ausgenommen. Auf Antrag. Und die Befreiung gilt immer nur für ein Jahr. Eine Finanzierung aus Steuergeldern, wie dies etwa bei der Deutschen Welle geschieht, wäre hier ein viel gerechteres Modell und würde auch nicht einen separaten Apparat im Staat ermöglichen.
Ich folgere daraus, dass es dem deutschen Staat sehr wichtig ist, eine solche mächtige Propagandamaschine mit so großzügigen Mitteln wie möglich auszustatten. Aber die Finanzierung ist ehrlich gesagt mein kleineres Problem. Für mein FAZ-Abo zahle ich auch circa 60 Euro im Monat, die 17,50 Euro wären also nicht der Rede wert, wenn es für etwas Vernünftiges verwendet würde, zu dessen Subskription ich mich frei entscheiden könnte. So aber ist das Staatsfernsehen schlicht und einfach Valium fürs Volk.
In den USA, aber auch in europäischen Staaten wie Dänemark werden seit ein paar Jahren die besten Fernsehserien überhaupt gedreht. Wieso klappt das in Deutschland, wo die Öffentlich-Rechtlichen Milliardenbeiträge kassieren, nicht?
Berthold Seliger: Dänemark ist ein relativ kleines Land. Hier wurde einfach mal gewagt, die besten Drehbuchschreiber, Regisseure, Darsteller und Kameraleute für Fernsehserien zu bündeln. Das Dogma-Manifest kommt ja auch aus Dänemark, das heißt, es gibt hier eine richtig gute Szene mit fähigen Leuten, nicht nur bei den Star-Regisseuren, sondern auch etliche Ebenen darunter. Das hat sich das Fernsehen zunutze gemacht. So sind richtig gute Serien wie Borgen entstanden, die Politik und den Diskurs darüber reflektieren. In den USA ist die Situation anders, weil es dort fast nur private Sender gibt. Ich glaube, hier ist ähnlich wie im Hollywood der 60er bis 70er Jahre aus einer künstlerisch unbefriedigenden Situation eine Gegenbewegung entstanden.
Das Interessante hierbei ist, dass sowohl dem Bezahlsender HBO wie auch dem Streamingportal Netflix die Quote egal ist. Diese Sender machen einfach ein Nischenprogramm. Natürlich wurden Breaking Bad oder The Wire, die ja wie alle guten amerikanischen Serien die dunkle Seite des Kapitalismus beschreiben, nicht für achtzig Prozent der Amerikaner gedreht - aber zehn oder 20 Prozent sehen das eben, und das ist genau das, was öffentlich-rechtliches Fernsehen ja eigentlich gut könnte. Das funktioniert in Deutschland unter anderem wegen der staatlichen Filmförderung und dem Staatsfernsehen nicht. Wir haben ein System der Filmförderung, die als Wirtschaftsförderung begriffen wird - und eine Fernsehstruktur, die Bildung und Kultur geradezu verachtet.
Wo von Kulturpolitik und Fernsehverantwortlichen seelenlose Filme wie "Keinohrhasen" oder "Zweiohrkücken" bejubelt, gefördert und gezeigt werden, kann man keine mutige Film- und Fernsehkultur, kein großes Kino und keine anspruchsvollen Serien erwarten. Ausnahmen wie Edgar Reitz, der mit Heimat ja bereits in den 80er Jahren eine großartige Serie geschaffen hat, bestätigen leider nur die Regel.
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