Zwischen Lockdown-Leugnern und Pandemie-Panikern
Seite 3: Infektiosität, Reproduktionsrate R° und Letalität
- Zwischen Lockdown-Leugnern und Pandemie-Panikern
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Was wissen wir über C-19? Die Corona-Viren sind nicht mit den Grippeviren verwandt. Die Vorläufer von C-19, SARS und MERS (C-19 heißt offiziell SARS-CoV-2) waren weitaus tödlicher, SARS mit 10%, MERS sogar mit 30%. Aber weit weniger infektiös. Sie mussten direkt in der Lunge aufschlagen und wurden von dort aus nur schwer auf andere übertragen, vor allem weil da schon heftige Symptome aufgetreten waren, die eine Isolation des Kranken nach sich zogen.
C-19 ist anders. Bis zu 7 Tage kann man symptomlos, aber infektiös sein. Die Infektion beginnt im Rachen, von dort aus wird das Virus schon beim lauten Sprechen, Singen, heftig Atmen (Joggen etc.), leicht Hüsteln etc. freigesetzt und auf andere übertragen. Bei einer Grippe ist das vielleicht etwas ähnlich, aber da setzen die Symptome schon binnen 24 - 48h ein, das unterbindet dann die Infektionskette schneller, denn der Kranke wird zuhause bleiben.
Was die Letalität angeht, scheint C-19 tatsächlich eher einem völlig neuen, dem Bevölkerungskörper "unbekannten" Virus zu ähneln, denn z.B. die Spanische Grippe 1918-1920 hatte wohl eine noch höhere Letalität, es wird weltweit über 5-10% spekuliert, in Deutschland waren es wohl eher 0,5%. Und die "Spanische" hatte eine Besonderheit, vor allem gegenüber der C-19-Welle. Am heftigesten wütete sie unter den 20-30-Jährigen, allerdings mit demselben Symptom wie heute: Nicht das Virus bringt die Menschen um, sondern ein überschießendes Immunsystem, das bei der Bekämpfung völlig außer Kontrolle gerät, auch eigentlich gesunde Zellen angreift und einen Zytokinsturm und dann eine Sepsis verursacht.
Bislang war eine der Erklärungen, mit den 20-30-Jährigen sei es eben eine Gruppe mit starkem Immunsystem gewesen. Das würde aber auf jede Grippewelle zutreffen. Eine alternative Erklärung ist: Es hätte vielleicht schon 35-40 Jahre vorher eine Grippewelle mit einem ähnlichen Erreger gegeben, und es könnte eine Ähnlichkeitsimmunisierung vorgelegen haben, von der aber nur die über 35-Jährigen hätten profitiert haben können.
Als ich das las, kam mir in den Sinn, dass ein früher Verwandter 1889 mit nur 46 Jahren binnen einer Woche an einer Grippe gestorben ist, tragische Geschichte, weil er erst kurz vorher zum Richter ernannt worden und damit ein gemachter Mann war, dann aber eine junge Frau und drei kleine Kinder in Armut hinterließ (Rente gab es damals noch nicht). Tatsächlich gab es eine Influenza-Pandemie von 1889 bis 1895, die sogenannte Russische Grippe. Als Erreger werden H3N8 aber auch H2N2 diskutiert, die Spanische Grippe soll H1N1 gewesen sein. Normalerweise sollten Antikörper von z.B. H2N2 nicht gegen H1N1 schützen. Allerdings sind Aussagen über einen Teilschutz, der die bessere Bewältigung der Infektion durch die damalige ü30-Generationen erklären könnte, epidemiologisch wohl nur schwer zu verifizieren oder zu widerlegen.