Anarchistische Gruppe will Griechenland in ein Kriegsgebiet verwandeln
Die "Sekte der Revolutionäre" bekennen sich zum tödlichen Anschlag auf einen Polizisten und warnen Touristen
Letzten Dienstag schickte die linksextreme Gruppe Sechta Epanastaton (Sekte der Revolutionäre) eine CD mit einem siebenseitigen Text an die Zeitung Ta Nea. Die Gruppe übernahm darin die Verantwortung für die Ermordung des bekannten 37jährigen Journalisten und Blogger Sokratis Giolias, der am 19. Juli vor seinem Haus in einem Kugelhagel starb, obgleich er normalerweise von zwei bewaffneten Leibwächtern beschützt wurde. Angekündigt wird nun der Aufbau einer "Stadtguerilla" und ein "Krieg gegen eure Demokratie".
Die Gruppe soll seit 2009 für mehrere Anschläge verantwortlich sein und hat sich wohl nach den Unruhen gebildet, die im Dezember 2008 begannen, nachdem ein Polizist einen 15-jährigen Schüler erschossen hatte. So griffen Mitglieder im Februar 2009 eine Polizeistation mit Maschinengewehren an, stürmten kurz danach eine Veranstaltung an der Universität oder ermordeten im Juni einen Polizisten ebenfalls auf offenere Straße. Mit den Terroranschlägen will die Gruppe gegen die Arbeitslosigkeit, die Korruption, die vom IWF auferlegten Sparmaßnahmen, den Staat und die Verelendung, aber jetzt auch etwa gegen die Touristen kämpfen.
"Touristen sollten wissen, dass Griechenland kein sicherer Hafen für den Kapitalismus mehr ist. Wir wollen es mit revolutionären Taten, mit Brandanschlägen und Sabotagen, mit wütenden Demonstrationen, Bombenanschlägen und bewaffneten Angriffen in ein Kriegsgebiet verwandeln." (Aus dem Schreiben der Sekte der Revolutionäre)
Vermutet wird, dass die Gruppe mit dem Schreiben nicht nur auf sich aufmerksam machen will, sondern auch nach Unterstützung und neuen Mitgliedern sucht. Man erklärt, warum man die letzten Monate nicht aktiv gewesen sei, nämlich weil man sich für den großen Kampf vorbereitet habe. Man habe die Benutzung von Waffen trainiert, neue Techniken gelernt, Erfahrung mit anderen "Kämpfern" ausgetauscht und die Aufrüstung aufgestockt, kurz: man sein "bedeutungsvoller und gefährlicher" geworden. Es wird dokumentiert, wie man den Journalisten überwacht hat, und präsentiert in einem Foto das Waffenarsenal der Gruppe, darunter die üblichen Kalaschnikows und andere Gewehre.
Den Journalisten, der für den Blog Troktito geschrieben hat, habe man getötet, weil er im "Schmutz" gewühlt habe, aber auch, weil er eine "beherrschende Stellung in der elektronischen Form des neuen Journalismus" innegehabt habe. Der Journalist soll kurz vor der Veröffentlichung von Informationen zum Thema Korruption gewesen sein. Vorgeworfen wird ihm, dass er in eben diesen Kreisen verkehrt sei und hier mitgemischt habe, dass er die Anonymität des Netzes benutzt habe, um Propaganda zu betreiben. Überhaupt sei die "journalistische Welt ein Eimer voll Scheiße":
Von der Antiterrorismus-Abteilung der Polizei wird die Sekte der Revolutionäre als inspiriert vom "nihilistischen Anarchismus" beschrieben. Inspiriert sei vom russischen Anarchisten Sergei Netschajew. Der Autor des Schreibens und der Führer der Gruppe soll ein Vierzigjähriger sein, der aus der wohlhabenden Mitelschicht stammt. In dem Schreiben der Gruppe heißt es: "Wir sind dieses leeren Lebens müde. Genug ist genug." Was heißt, man will den "bewaffneten Widerstand" und einen revolutionären Krieg, der irgendwie einen "autonomen existenziellen Maßstab jenseits der modernen Scheinheiligkeit" erzeugt. Wenn man nur an ein festes Gehalt und eine sichere Rente denke, dann sei man schon gestorben. Eine neue Kultur sei notwendig, die die Sekte herbeibomben will:
"Wir, die Sekte der Revolutionäre, glauben, dass nur durch die Auslöschung des Staates und der vorhandenen Strukturen eine neue Lebensperspektive aufbrechen kann. Ein leben mit neuen menschlichen Beziehungen, ohne Macht, ohne Grenzen, ohne Religion, ohne Schichten. Ein Leben, das nicht zulässt, dass Geld oder Eigentum herrschen. Ein Leben jenseits der falschen Idole, Zwänge und Konventionen." (Aus dem Schreiben der Sekte)
Die Gruppe droht mit Anschlägen auf Polizisten, Politiker und Journalisten, man habe Informationen über sie gesammelt.