Auch Basken per Menschenkette auf Unabhängigkeitsweg

Mit mehr als 150.000 Menschen wurden alle Erwartungen weit übertroffen, die sich die Hand für das Selbstbestimmungsrecht gaben

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Mit den Katalanen als Vorbild bildeten nun auch die Basken am Pfingstsonntag eine riesige Menschenkette. Mehr als 150.000 Menschen gaben sich am Sonntag die Hand, um die Städte Durango und Iruña (span. Pamplona) zu verbinden. Hatte die zivilgesellschaftliche Vereinigung Gure Esku Dago (Es liegt in unserer Hand ) erwartet, dass mit gut 50.000 Menschen die 123 Kilometer die Strecke überwunden werden kann, musste schon in der Woche vor dem Akt die Webseite geschlossen werden, nachdem mehr als 100.000 Menschen ihren Meter "gekauft" hatten und der Ansturm groß blieb und ihre Kräfte überforderte.

Die Menschenkette stellt sich auf. Bild: R. Streck

Mehr als 1000 Busse wurden in Bewegung gesetzt werden, um die Menschen aus dem ganzen Baskenland - auch aus dem französischen Teil – an die Strecke zu bringen, die sich durch die vier baskischen Provinzen im spanischen Staat zog. Mit der Menschenkette fordern Basken wie Katalanen und Schotten, über die eigene Zukunft selbst entscheiden zu können. Diese Forderung unterstützen inzwischen auch die beiden großen Linksparteien in Spanien. Die neue Empörten-Partei (Podemos) – mit 8% die große Überraschung bei den Europaparlamentswahlen - beteiligte sich genauso an der Menschenkette wie Mitglieder der Vereinten Linken (IU).

Tausende fallen in Dörfer wie Hiriberria ein, wo nur wenige Dutzend Menschen leben. Bild: R. Streck

Wie die Menschenkette in Katalonien dürfte die Massenmobilisierung im Baskenland einen Wendepunkt darstellen. Ohnehin schwenken, von Massenmobilisierungen getrieben, wie in Katalonien auch im Baskenland die Christdemokraten auf den Kurs ein. Das hat auch mit der absoluten Verweigerungshaltung der rechtskonservativen Volkspartei (PP) zu tun, über Fragen von Reformen zu verhandeln. Sie will nach dem Abdanken des Königs, den einst Diktator Franco als Nachfolger eingesetzt hatte, die Bevölkerung auch nicht darüber abstimmen lassen, ob das Land weiter eine Monarchie oder eine Republik sein soll. Das forderten am Samstag ebenfalls wieder Zehntausende in 40 verschiedenen Städten.

Der Sprecher von Gure Esku Dago zeigte sich überwältigt vom Zuspruch. Angel Oiarbide betonte, dass es sich beim Selbstbestimmungsrecht um eine reine "demokratische Forderung" handele. Die Entscheidung müsse die Bevölkerung treffen. Deshalb werde nicht die Unabhängigkeit, sondern das Selbstbestimmungsrecht gefordert. Ob die Basken unabhängig werden oder nicht, darüber müsse allein die im Baskenland lebende Bevölkerung zu entscheiden, wie es die Schotten im September tun werden. Deshalb hätten sich der Initiative mit IU und Podemos auch die dritt-und viertstärksten Formationen in Spanien anschließen können. Es gehe darum, "einen Treffpunkt für verschiedene demokratische Strömungen zu bilden".

Menschentürme für das Referendum

Die Initiative läuft parallel zu den Vorgängen in Katalonien, wo schon am 9. November die Bevölkerung über zwei einfache Fragen abstimmen soll. Um die Vorgänge in Katalonien bekannt zu machen, wurden gleichzeitig von Òmnium Cultural zur baskischen Menschenkette in London, Paris, Genf, Brüssel, Rom, Lissabon und in der katalanischen Metropole Barcelona die berühmten katalanischen Menschentürme gebaut, die als Unesco-Weltkulturerbe gelten. Mehr als 5000 Menschen waren dafür in die verschiedenen europäischen Städte gereist. Das Motto der Aktion lautete: "Catalans want to vote. Human towers for democracy." Um sich mit den Basken zu solidarisieren, wurde auch eins der "Castells" von Katalanen am Endpunkt der Menschenkette in Iruña errichtet.

In Berlin nahm an der Aktion auch Bayern Trainer Pep Guardiola teil. Bevor mehr als 150 Menschen Menschentürme von bis zu 20 Metern Höhe gebaut haben, verlas der Katalane auf dem Alexanderplatz für die Organisatoren eine Erklärung und forderte das "Selbstbestimmungsrecht" der Katalanen, um über die Unabhängigkeit in einem Referendum entscheiden zu können. Das will Spanien mit allen Mitteln verhindern. "Wenn so viele Menschen abstimmen wollen, muss das Gehör finden", sagte Guardiola.