Börsen auf Talfahrt nach Zweifel an der US-Kreditwürdigkeit

Griechenland wird die Umschuldung nicht vermeiden und Spanien nimmt Kurs auf den Rettungsschirm

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Die Staatsschuldenkrise geht offensichtlich in eine neue Phase über. Nach der Abstufung Japans hat die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) nun auch den Ausblick für die Kreditwürdigkeit der immer schneller steigenden US-Schulden auf "negativ" gesetzt. In wenigen Minuten gingen darauf die Börsen auf Talfahrt. In Frankfurt, London, Paris und Madrid schlossen sie jeweils mit einem Minus von mehr als 2%. Ähnlich sieht es auch in den USA aus.

Das geschah schon, obwohl S&P noch immer die Bestnote "AAA" vergibt, aber lediglich glaubt, dass "die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung der USA innerhalb der nächsten zwei Jahre mindestens bei 1 von 3 liegt", sagte die S&P-Analystin Nikola Swann. Vergangene Woche hatte sogar der IWF ausdrücklich vor dem enormen Defizit und der hohen Verschuldung der USA gewarnt, die 2011 auf 100% der jährlichen Wirtschaftsleistung ansteigen wird.

Doch zur Nervosität trägt auch bei, dass inzwischen niemand mehr ernsthaft davon ausgeht, dass Griechenland noch an einer Umschuldung vorbeikommen wird. Das Gerücht, wonach das Land bereits bei der EU und dem IWF um eine Umschuldung nachgesucht habe, trieb die Zinsen für griechische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zwei oder drei Jahren sogar über die Marke von 20%. Das hat damit zu tun, dass ab 2013 das Rundum-Sorglos-Paket des EU-Rettungsschirms nicht mehr gilt, das die Anleger gänzlich von allen Risiken befreit.

Verschärfend wirken sich zudem die Wahlen in Finnland aus, die das Rettungspaket für Portugal in einer Höhe von etwa 80 Milliarden Euro in Frage stellen. Nachdem die Slowakei schon die Unterstützung der reicheren Griechen verweigerte, verlieren nun offenbar auch die Finnen die Lust, angeschlagenen Euroländern weiter beizustehen. Angesichts der Tatsache, dass auch Spanien in Bedrängnis gerät, bröckelt Europa anscheinend auseinander.

Einige Analysten haben längst erklärt, dass ein "selbstgefällige Europa" angesichts seiner Politik einsehen müsse, dass Spanien als das nächstes Land abstürzen wird. So wird es erwartungsgemäß für Spanien immer enger. Gestern hat das Land Staatsanleihen versteigert und musste bis zu 38% höhere Zinsen bieten als bei der letzten vergleichbaren Auktion. Das Land konnte sogar mit den hohen Zinsen gerade noch den erwarteten Minimalbetrag von gut 4,6 Milliarden Euro eintreiben. Für Anleihen mit einer Laufzeit von 12 Monaten mussten durchschnittlich schon fast 2,8% gezahlt werden, im März waren es noch gut 2,1% und für 18monatige Anleihen mussten schon fast 3,4% geboten werden, zuvor war es ein Prozentpunkt weniger. Am Sekundärmarkt werden die Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit inzwischen ebenfalls auf einem Rekordstand seit der Einführung des Euros mit fast 5,7% gehandelt.

Der Aufschlag zu deutschen Anleihen ist inzwischen 231 auf Basispunkte angewachsen. Also nimmt auch Spanien immer deutlicher Kurs in Richtung Rettungsschirm auf. Dass die Kreditausfallrate bei den Finanzinstituten im Februar auf fast 6,2% auf einen neuen Rekordwert gestiegen ist, weist ebenfalls darauf hin. Erneut zeigt sich, dass die Spaniens Banken entgegen aller Beteuerungen immer problematischer werden. Banken verzeichnen eine Ausfallquote von nun 6,36%. Die Ausfallquote bei den allgemein als angeschlagen geltenden Sparkassen verharrte dagegen bei 5,88%.