China: Solarenergie-Ausbau weiter kräftig
Unklar ist allerdings, ob er übers Jahr gesehen geringer ausfällt und den Herstellern damit mal wieder eine Überproduktionskrise doht
Chinas Solarindustrie sendet unterschiedliche Signale aus. Zum einen besagen die neuesten Zahlen, dass im ersten Quartal die Installation von Solaranlagen noch einmal erheblich gesteigert wurde, wie unter anderem Cleantechnica vermeldet. Zum anderen hatte aber zu Beginn der Woche der Vize-Chef der Chinesischen Vereinigung der Fotovoltaikindustrie Wang Bohua gemeint, dass in diesem Jahr der Ausbau etwas langsamer erfolgen würde.
Im vergangenen Jahr hatte China etwas über 50 Gigawatt neue Solarleistung aufgebaut und damit den Weltmarkt dominiert. In diesem Jahr rechnet Wang mit 40 Gigawatt (GW). Entsprechend geht bei den Mitgliedern seines Verbandes offenbar die Furcht vor einer neuen Überproduktionskrise um. Besonders kleinere Hersteller seien gefährdet und einige hätten bereits die Produktion zurückgefahren.
Eine Erklärung für diese widersprüchlichen Meldungen könnte sein, dass der Ausbau im ersten Quartal 2017 noch relativ beschaulich lief und erst später im Jahr mächtig zulegte. Entsprechend sieht das gegenwärtige Ausbautempo von knapp zehn GW in drei Monaten im Vergleich der beiden ersten Quartalen 2017 und 2018 mit einer 22prozentigen Steigerung sehr beeindruckend aus. Als Prognose für das laufenden Jahr ist diese also nicht geeignet, und wenn in den nächsten Quartale im gleichen Tempo weiter installiert werden sollte, würde sich Wangs leicht pessimistische Vorhersage bewahrheiten.
Derweil hält ein Autor der US-amerikanischen Technology Review die Nachricht vom gesteigerten Solarausbau in China für eine gute Nachricht mit schlechtem Beigeschmack. Er befürchtet, dass sich damit die Probleme der Netzintegration verschlimmern würden. China kämpft seit einigen Jahren damit, die Wind- und Solarkapazitäten nicht voll auslasten zu können, weil es an Netzen mangelt und das Netzmanagement bisher nicht flexibel genug erfolgt. Der oben verlinkte Cleantechnica-Beitrag zitiert jedoch Beobachter, die von einer Verbesserung der Situation auf diesem Gebiet berichten.
Interessant ist allerdings auf jeden Fall, dass sich die Verhältnisse in den letzten Monaten umgekehrt haben. Bisher hatten in China die großflächigen Solarparks den Ausbau dominiert. Jetzt sind es auf einmal die sogenannten dezentralen Anlagen, also die kleineren Freiflächen- und Dachanlagen. Diese legten laut Cleantechnica um mehr als das Doppelte zu. Bleibt abzuwarten, ob das ein Ausrutscher oder ein neuer Trend ist.