Corona: Krisengewinnler

Bild: bomberpilot/CC BY-SA-2.0

Wer jetzt günstig die richtigen Aktien kauft, kann zusätzlich auf einen warmen Geldsegen von Vater Staat hoffen. Schlimm ist dies natürlich nur, wenn ein böser Ausländer profitiert

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In einer Krise gibt es für einige auch immer etwas zu gewinnen. Zum Beispiel wenn man zur rechten Zeit und zum günstigen Preis Aktien eines maroden Unternehmens kauft und dann auf staatliche Zuschüsse baut. Das war schon in der großen transatlantischen Finanzkrise 2008ff der Fall, und das ist derzeit nicht anders. Lautstark fordern Luftfahrtgesellschaften, Automobilkonzerne und andere Festungen des fossilen Zeitalters öffentliche Gelder, während ihre Aktienkurse auf Talfahrt gehen.

So ähnlich könnten die Überlegungen von Heinz Hermann Thiele ausgesehen haben. Der ist kürzlich mit 400 Millionen Euro bei der Lufthansa eingestiegen und hält nun rund zehn Prozent der Anteile. Thiele kontrolliert bereits Knorr-Bremse sowie den Lokomotivenbauer Vossloh und gilt als einer der reichsten Männer Deutschlands.

Um Dividende ausschütten zu können, müssen seine Unternehmen auch schon mal wie derzeit Kredite aufnehmen. Das holen dann die Beschäftigten wieder rein, die 42 statt der tariflich vorgesehenen 35 Stunden in der Woche arbeiten. Wenn sie nicht gerade, natürlich wieder von Vater-Staat subventioniert, in Kurzarbeit sind.

Die Lufthansa-Aktie hat seit ihrem Höchststand Anfang 2018 rund 75 Prozent an Wert verloren, ein gutes Drittel davon allein seit Ende Februar 2020. Thiele hat also ein echtes Corona-Schnäppchen gemacht, insbesondere, wenn das Unternehmen demnächst mit staatlichen Geldern in der einen oder anderen Form wieder flott gemacht werden sollte. Darüber gibt es bereits seit Anfang April Verhandlungen, und im Gespräch ist unter anderem der Einstieg des Bundes als Teileigner.

Zur Lufthansagruppe gehört übrigens auch die Schweizer Swiss Air. Der Schweizer Tagesanzeiger befürchtet daher, etwaige dortige Zuwendungen an die einstige nationale Luftfahrtgesellschaft könnten demnächst in den Taschen des deutschen Milliardärs landen. Wie üblich finden bürgerliche Zeitungen das kapitalistische Alltagsgeschäft halt immer nur dann anrüchig, wenn der Profiteur ein böser Ausländer ist.