Corona: Tödliche Luftverschmutzung?
Weitere Studie, die hohe Luftverschmutzung als erheblich verstärkendes Risiko bei Corona-Infektionen nahelegt
Hohe Luftverschmutzung könnte einer der wichtigsten Faktoren sein, der im Falle einer Infektion mit dem Corona-Virus zum Tod führt, schreibt die britische Zeitung The Guardian in ihrer Montagsausgabe. Wir hatten auf Telepolis in den vergangenen Wochen bereits mehrfach über Studien berichtet, die in verschiedenen Ländern, darunter in den USA, den Zusammenhang zwischen Covid-19-Krankheitsverlauf und der Schadstoffbelastung in der Heimatregion der Patienten untersucht hatten.
Der Guardian bezieht sich nun auf eine Untersuchung, die in vier europäischen Ländern - Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland - eine starke Korrelation zwischen der Zahl der gemeldeten Corona-Todesfälle und der Luftverschmutzung gefunden hat. Dafür wurden die Daten aus 66 Stadt- und Landkreisen bzw. vergleichbare Verwaltungseinheiten untersucht. 78 Prozent aller Todesfälle seien in nur fünfen von ihnen registriert worden.
Autor Yaron Ogen von der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg, ein Umweltwissenschaftler, aber kein Mediziner, hat die Satellitenmessungen der atmosphärischen NO2-Konzentration (Stickstoffdioxid) mit Daten über Luftdruck und -bewegungen kombiniert, um so Aussagen über die Schadstoffbelastung in den Untersuchungsregionen in Januar und Februar zu bekommen.
NO2, bekannt unter anderem wegen seine zentralen Rolle im Dieselabgasskandal, ist aus zahlreichen Studien als Verursacher von Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislaufproblemen sowie weiteren Krankheiten bekannt.
Die Angaben über die NO2-Belastung hat der Autor sodann mit den bis zum 18. März im Untersuchungsgebiet gemeldeten 4443 Corona-Sterbefällen abgeglichen. Dabei kam heraus, dass 3487 Todesfälle (78 Prozent) aus nur fünf Regionen in Norditalien und Zentralspanien berichtet wurden und in diesen im Januar und Februar die NO2-Belastung besonders hoch war.
Diese Korrelation stellt jedoch noch keinen faktischen, sondern zunächst nur einen statistischen Zusammenhang dar. Sie weist nur das gleichzeitige Auftreten zweier Faktoren nach, das durchaus auch zufällig sein könnte. Medizinische Studien müssten jetzt zeigen, ob es bei den Corona-Toten Schädigungen gab, die auf starke Luftverschmutzung zurückzuführen sind.
Außerdem haben sich die Infektionen in der Anfangszeit der Pandemie auf bestimmte Ausbreitungsherde konzentriert, die zufällig mit besonders NO2-belasteten Regionen zusammen gefallen sein könnten. Eine Wiederholung der Studie, wenn die Neuinfektionen gleichmäßiger verteilt sind, könnte sich empfehlen.