Die Pessimisten bei der Weltbank

Erneut gibt die Weltbank eine düstere Prognose der Lage der Weltwirtschaft ab und dürfte erneut näher an der Wahrheit liegen

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Nach Ansicht der Weltbank wird die Weltwirtschaft im laufenden Jahr um bis zu 2 % schrumpfen. "Wir werden demnächst eine Prognose abgeben, die wahrscheinlich zwischen 1 % und 2 % liegt", sagte Weltbank-Präsident Robert Zoellick am Samstag in Brüssel. "Einen derartigen Rückgang haben wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt, eigentlich seit der Weltwirtschaftskrise nicht mehr", fügte er an. Die pessimistischere Prognose rührt auch daher, dass nun auch die Weltbank von einem schwächeren Wachstum von 6,5 % in China ausgeht.

Zoellick forderte vor dem G20-Gipfel Anfang April in London die 20 wichtigsten Schwellen- und Industrieländer auf, sich mit weiteren Maßnahmen zur Ankurbelung der globalen Wirtschaft zu befassen. Es sei gefährlich, zu wenig zu tun oder zu spät zu handeln, sagte er und dürfte dabei auch Deutschland und die EU im Blick gehabt haben. Allerdings forderte er auch, ein Überwachungssystem einzurichten, um die Wirksamkeit der beschlossenen Maßnahmen zu prüfen. Bei Bedarf müssten 2010 weitere Konjunkturpakete aufgelegt werden, meinte Zoellick.

Er wies aber auf die wirklich dramatischen Folgen hin, welche die Finanz- und Wirtschaftskrise für die ärmsten Länder hat. "Wenn es nicht genug Essen für die Kinder in ihren jungen Jahren gibt, verlieren wir eine ganze Generation", mahnte er. Die Weltbank geht davon aus, dass dieses Jahr bis zu 400.000 Kleinkinder durch indirekte Folgen der Wirtschaftskrise sterben. Statt den UN Millenniumszielen näher zu kommen, entfernt man sich immer weiter davon. 200 Staaten hatten sich darauf verpflichtet, die "globale Armut" bis 2015 zu halbieren. Doch schon in diesem Jahr werden eine Milliarde Menschen hungern, obwohl die Ernteerträge gestiegen sind. 2100 könnte es, wegen der Klimaveränderungen, schon die Hälfte der Weltbevölkerung sein.

Die Weltbank schätzt die Lage deutlich pessimistischer ein als die Schwesterorganisation des Internationalen Währungsfonds ( IWF). Sie dürfte damit erneut der realen Lage näher kommen, denn der IWF hat in den letzten Monaten nichts anderes getan, als seine zu optimistischen Prognosen ständig nach unten zu korrigieren. Der IWF geht nun davon aus, dass die Weltwirtschaft 2009 um 0,5 bis 1,0 % schrumpfen wird. Hatte die Weltbank schon im Herbst vor der schwersten Rezession seit den 30er Jahren gewarnt, hatte der IWF für 2009 noch weltfremd ein Wachstum von 3 % prognostiziert. In mehreren Stufen passte er schließlich seine Prognose immer weiter nach unten an.

Wie die Bundesregierung und die EU dazu kommen, ausgerechnet dem IWF eine zentrale Rolle zur Kontrolle der Finanzmärkte einzuräumen, ist ihr Geheimnis. Die EU wird die Finanzausstattung des IWF verdoppeln, wurde nun auf dem EU-Gipfel in Brüssel beschlossen, um Not leidenden Staaten zu helfen. Die fallen damit allerdings immer stärker unter die Kontrolle des IWF. Auf dem G20-Gipfel soll auch die neue Rolle des IWF als Kontrolleur der Finanzmärkte festgeklopft werden.