Die Preise fallen weiter
Die Deflationstendenzen in den USA und Europa verstärken sich und Japan steckt schon tief im Schlamassel
Auch im Juni haben sich die Deflationstendenzen verstärkt. Im Mai waren die Verbraucherpreise in den USA schon um 1,3 % im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken, doch im Juni hat sich die gefährliche Deflationstendenz noch einmal verstärkt. Die Preise sind in den USA so stark gefallen wie seit Anfang 1950 nicht mehr. Das US-Arbeitsministerium teilte mit, dass die Lebenshaltungskosten um 1,4% unter dem Niveau des Vorjahresmonats lagen.
Auch in der Eurozone wurde erstmals eine "negative Inflation" seit Einführung der gemeinsamen Währung verzeichnet. Nach einer Null im Mai ist die Inflation erstmals im Juni auf – 0,1 % gefallen. Damit bestätigte die Europäische Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch in Luxemburg die Schätzung, die sie schon Ende Juni abgegeben hatte. In der gesamten EU wird noch eine knappe Inflation von 0,8 % verzeichnet, aber auch diese Rate ist unter den 27 Mitgliedsländern um 0,2 % auf nun 0,6 % gesunken. Noch vor einem Jahr lag die Inflationsrate im Euroraum auf dem Rekordniveau von 4 % und in der gesamten EU sogar bei 4,3 %.
Richtig dramatisch ist die Situation in Japan, wo schon von einer stattlichen Deflation gesprochen werden kann, weil die Preise seit langem und auf breiter Front nachgeben. Zwar liegen noch keine Daten für Juni vor, aber in der zweitgrößten Volkswirtschaft fielen die Preise im Mai um 1,1 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Einen so starken Einbruch hat es seit Einführung der Statistik 1971 nicht gegeben, dabei litt Japan schon in den 1990er Jahren unter einer Deflation. Was sich dort anbahnt, zeigt der rasante Verfall der Großhandelspreise. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Preise nach amtlichen Angaben im Juni 6,6 % unter denen im Vorjahr.
Es wird damit gerechnet, dass die Deflation noch an Schärfe gewinnt. Gemäß einer Umfrage des Wirtschaftsmagazins Nikkei planen 47 % der Einzelhändler die Preise zu senken, um Kunden anzulocken. Vor einem Jahr wählten noch 9 % diese Werbestrategie. Mit der Nullzinspolitik der Notenbank, die der US-Notenbank folgte, hatte sie sich frühzeitig die Möglichkeiten zur Deflationsbekämpfung genommen, ohne das von den Zinssenkungen reale Impulse für die Konjunktur ausgegangen wären. Die Bank of Japan geht nun davon aus, dass die Preise sogar in den nächsten zwei Jahren weiter fallen werden.