Eine kleine Tetschn durch den Lehrer sollte schon erlaubt sein

Außer Kontrolle

Immer öfter müssen Lehrer ihren Schülern auch das beibringen, was Erziehungsberechtigte ihnen eben nicht beibringen. Na, dann müssen die Lehrer auch noch andere Rechte bekommen, z.B. die zur Verteilung von Ohrfeigen - meint jedenfalls Uwe Scheuch.

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"Es wäre oft sinnvoll und auch gut, wenn der Lehrer, ich sage das, wie ich es mir denke, hin und wieder eine kleine 'Tetschn' geben könnte. Weil die Kinder das durchaus auch vertragen würden. Wir sind alle so groß geworden und aus uns allen ist etwas geworden." Für diejenigen, die nicht im Land des Kaiserschmarrns und des "verlängerten Braunen" (nein, hat nichts mit Nazis zu tun) zuhause sind, hier kurz eine Erläuterung: Bei einer kleinen "Tetschn" handelt es sich nicht etwa um eine kleine Leckerei, die der Lehrer als Belohnung verteilen dürfen soll, sondern vielmehr um das, was verniedlicht als Watschen, im allgemeinen aber als Ohrfeige bekannt ist.

Ja, die glorreichen Zeiten sollen wiederkommen, in denen die Lehrer die Kinder mit Eselsmütze in die Ecke stellten oder gar mal ihre Form der Disziplinierung anwandten, sei es mit Hilfe eines Holzlineals oder eben rein manuell durch eine Ohrfeige. Dabei fällt dem Herrn, der dies ins Gespräch bringt, leider keine neue originelle Begründung dafür ein, außer dem pathetisch-verklärenden Blick auf die eigene Kindheit, in der die Watschen normal war und nicht geschadet hat. Immerhin ist ja auch aus den Kindern, die in ihrer Kindheit mit Ohrfeigen leben mussten, was geworden. Diese Logik ist bezwingend - sie kann man auch problemlos weiterführen und feststellen, dass selbst jahrelang gefangengehaltene und misshandelte Kinder immerhin heutzutage Buchautoren und Talkshowstars werden können.

Ja, für manche ist die Ohrfeige als Erziehungsmethode noch in guter Erinnerung. Gegen die vielen renitenten Kinder und Jugendlichen, die zuhause nichts beigebracht bekommen, soll sie nun also fröhliche Urständ feiern, wenn es nach Meinung des Herren geht, der sich hier so nett über seine Kindheit äußert. Nun könnte man schlichtweg sagen: Ach, was geht uns das Geschwätz eines ewig Gestrigen an, der mal wieder die Ohrfeigenmethode glorifiziert und freundlich-verharmlosend von "Tetschn" spricht. Tja, wäre da nicht der kleine, aber unfeine Aspekt, dass es sich nicht um irgendjemanden handelt, sondern um Uwe Scheuch, stellvertretender Landeshauptmann von Kärnten (Freiheitlichen in Kärnten, FPK) und Vorsitzender des Vereins Bildungsland Kärnten. Also, wenn sich Ohrfeigen derart auswirken, dass einst Betroffene die "Tetschn" nicht mehr als körperliche Gewalt ansehen, dann dürfte damit schon ein gutes Argument gegen sie gefunden worden sein.